Weser-Kurier: Zum Ärztemangel auf dem Land schreibt der Bremer WESER-KURIER:
Bremen (ots)
Es ist eine paradoxe Situation: Auf der einen Seite gab es in Deutschland noch nie so viele niedergelassene Ärzte, auf der anderen Seite klafft eine große Lücke auf dem Land. Mit den Plänen, die der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Kassen und Kliniken gestern präsentierte, soll diese extrem ungleiche Verteilung zumindest ein Stück weit abgebaut werden. Ob es gelingen wird? Zumindest sind sie ein Schritt in die richtige Richtung. So ist es längst überfällig, dass das Planungsraster für die Zulassungen der Ärzte kleinteiliger wird. Die Situation heute: Ein Kreis kann auf dem Papier genug Ärzte haben, auch wenn diese nur in der Kreisstadt sitzen und 50 Kilometer entfernt auf dem Land kein Mediziner sich um die Menschen kümmert. Die Bilanz stimmt dann zwar, aberwitzig ist das dennoch. Ein paar Ärzte mehr und eine bessere Verteilung dieser Mediziner auf dem Land löst aber nicht das größte Problem: Warum sollten die Ärzte plötzlich aufs Land gehen, nur weil sie es dürfen? Damit sie dies tun, muss es weitere Anreize geben, in den ländlichen Regionen zu arbeiten. Erste Schritte dazu sind bereits getan. So ist die Residenzpflicht aufgehoben: Ärzte dürfen in der Stadt wohnen und zur Arbeit in ihre Praxis auf dem Land pendeln. Auch entfallen in ländlichen Regionen finanzielle Strafen, wenn zu viele Arzneien verschrieben werden. Die Kassenärztlichen Vereinigungen bieten bereits einige finanzielle Anreize an, damit sich Ärzte für eine Praxis auf dem Land begeistern. Das muss ausgebaut werden, reicht aber nicht. Eine gute Infrastruktur ist wichtig: Wenn es keine Schulen, Kitas oder Jobs für die Partner gibt, dann ist das für Ärzte wenig attraktiv. Und nicht zuletzt sind die Ärzte selbst gefragt. Unter den Studienanfängern sind Frauen heute in der Mehrheit. Später wollen sie als Ärztin nicht unbedingt selbstständig sein, sondern ziehen eine Anstellung - vielfach auch in Teilzeit - vor. Wenn die Bedingungen stimmen, wird es wieder mehr Landärzte geben.
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