Weser-Kurier: Zum Thema Mindestlohn schreibt der bremer WESER-KURIER:
Bremen (ots)
Gerade erst war etwas Ruhe eingekehrt in die Diskussion um einen flächendeckenden Mindestlohn - da meldet sich die Wirtschaft zu Wort. Zu hoch sei dieser angesetzt, warnte der Vorsitzende der Wirtschaftsweisen Christoph Schmidt. Und er könnte zu Lasten der Arbeitsplätze gehen. Eine Äußerung, die natürlich wenig überrascht. Immer wieder werden von Kritikern des gesetzlichen Grundgehalts Horrorszenarien entworfen, was wäre wenn. Arbeitsplätze könnten verloren gehen, die Wirtschaft nachhaltig geschwächt werden. Viel zu selten jedoch wird auf die positiven Auswirkungen verwiesen, deren Eintritt nicht minder wahrscheinlich ist. Nicht nur die die Steuereinnahmen könnten steigen. Auch die Erwerbseinkommen der Haushalte dürften ein Plus verzeichnen, was am Ende wieder der Wirtschaft zugute kommt. Denn wer mehr Geld in der Tasche hat, kann auch mehr ausgeben. Wenn dadurch am Ende der hiesige Einzelhandel angekurbelt würde, dann könnten am Ende sogar neue Arbeitsplätze entstehen. Das wäre zwar schön - aber all dies sind auch nur Rechenbeispiele. Was in Deutschland passiert, wenn ein flächendeckender Mindestlohn kommt, vermag niemand so genau sagen. Auch der Blick auf andere Länder, in denen ein solches Grundgehalt bereits existiert, kann dabei höchstens ein Anhaltspunkt sein. Zu verschieden sind die Grundvoraussetzungen. Fest steht aber: In Großbritannien etwa hat die Einführung eines Mindestlohns keinerlei Arbeitsplätze gekostet. Stufenweise hatte man dort geschaut, auf welches Niveau dieser angehoben werden kann. Und dies könnte am Ende auch für Deutschland funktionieren. Warum gleich an der Obergrenze einsteigen, wenn diese auch nach und nach korrigiert werden kann? Gerade die Lohnunterschiede in Ost- und Westdeutschland legen eine solche Lösung nahe - denn ein hoch angesetzter Mindestlohn könnte nicht nur Arbeitsplätze vernichten, sondern auch die Schwarzarbeit beflügeln. Am Ende kommt es, wie so oft, auf die richtige Dosis an.
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