Weser-Kurier: Zur neuen Fraktionsspitze der Grünen schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 9. Oktober 2013:
Bremen (ots)
Neuanfang und Kontinuität. Dafür steht die gestern neu gewählte Spitze der Grünen-Fraktion im Bundestag. Der zum linken Parteiflügel gehörende Anton Hofreiter war gesetzt, seine klare Wahl galt als unumstritten. Entsprechend das Ergebnis: Er bekam 49 von 63 Stimmen. Überraschender ist da schon die Wahl von Katrin Göring-Eckardt zur Co-Chefin. Klar hat sich die Wahlkampf-Spitzenkandidatin mit 40 zu 20 Stimmen gegen Kerstin Andreae durchgesetzt. Im Falle der beiden Realo-Damen ging es weniger um die Person, es ging um deren Programm. Paradox: Göring-Eckardt wurde gewählt, obwohl ihr manche Grüne die schnelle Kandidatur für die Fraktionsführung übel nahmen. Schließlich hat sie zusammen mit Jürgen Trittin das schlechte Abschneiden bei der Bundestagswahl zu verantworten. Hinterher hat Göring-Eckardt sich - wenig souverän - vom eigenen Wahlkampf distanziert. Andreae wäre eine echte Alternative gewesen, nach der Ära von Renate Künast und Jürgen Trittin einen kompletten Neustart an der Parteispitze zu wagen. Doch die 44-Jährige ist vielen Fraktionskollegen zu liberal und wirtschaftsfreundlich. Die Botschaft der gestrigen Wahl: Die Grünen bewahren ihr linkes Profil und wollen wieder auf Wechselwähler schielen. Die neue Spitze setzt auf bewährte Themen: Hofreiter will die Umweltpolitik wieder zum grünen Markenkern machen. Göring-Eckardt steht für das soziale Sahnehäubchen, das vor allem der grünen Basis am Herzen liegt. Ein Wiederaufflammen der früheren, heftigen Flügelkämpfe ist nach der Wahl dieser Doppelspitze indes nicht zu erwarten. Insofern diente der gestrige Tag auch ein Stück weit der inneren Befriedung. Zumal sich die meisten Grünen einig sind, was jetzt ansteht: weg vom Image der Verbotspartei und sich schnell aus der Acht-Prozent-Nische befreien. Immerhin ist es keine drei Jahre her, als voreilige Kommentatoren die Grünen zur neuen Volkspartei hochstilisierten. Die bittere Realität: Im neuen Bundestag stellen sie die kleinste Fraktion. Nun müssen also Göring-Eckardt und Hofreiter den Karren ziehen, wie Trittin gestern anmerkte. Aus dem Dreck ziehen, möchte man hinzufügen.
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