Weser-Kurier: Zum Abschluss der EKD-Synode schreibt der Bremer WESER-KURIER:
Bremen (ots)
Die Evangelische Kirche in Deutschland hat ein Generationenproblem. Nirgendwo wurde das so deutlich wie auf der Synode in Düsseldorf: Bei der Wahl zur Vorsitzenden des Kirchenparlaments befanden sich alle drei Kandidaten im Rentenalter. Und dass die Synode zum zweiten Mal in der laufenden Legislaturperiode Nachwahlen zum Rat durchführen musste, hängt ebenfalls damit zusammen - schließlich verließ einer der beiden ausscheidenden Kandidaten, der frühere bayerische Landesbischof Johannes Friedrich, den Rat der EKD aus Altersgründen. Dabei war die EKD noch 2009 voller Hoffnung in eine neue Zeit gestartet: Mit der damaligen Ratsvorsitzenden Margot Käßmann, die mittlerweile ebenfalls Großmutter ist, und der Grünen-Abgeordneten Katrin Göring-Eckardt waren zwei zumindest jung wirkende Frauen in den beiden wichtigsten Ämtern der evangelischen Kirche zu finden. Doch dann fuhr Käßmann betrunken durch Hannover, und Göring-Eckardt wurde Spitzenkandidatin und Fraktionsvorsitzende im Bundestag. Zwar hat man mit Irmgard Schwaetzer die im besten Sinne ideale Kandidatin für das Präsesamt gefunden - aber dass bei ihrer Wahl überhaupt zur Vorgängergeneration gegriffen werden musste, zeigt wie dünn die Personaldecke der EKD ist. Deshalb ist es gut, dass die EKD-Synode mit dem bayerischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm einen Hoffnungsträger in den Rat gewählt hat. Doch er allein kann keine Wunder bewirken. Und die Herausforderungen, vor denen die EKD in den nächsten Jahren steht, sind am Horizont schon sichtbar: Noch nämlich steigen dank der guten wirtschaftlichen Lage die Kirchensteuereinnahmen stärker als die Zahl der Kirchenmitglieder sinkt. Doch das wird nicht immer so sein. Angesichts immer schärferer Debatten um staatliche Zuschüsse für die Kirchen, eines militanter werdenden Atheismus und immer größerer sozialer Herausforderungen in Deutschland muss die EKD ihre Sprach- und Handlungsfähigkeit im Blick behalten. Weswegen es gut ist, dass mit der Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts zumindest eines der wesentlichen Streitthemen vom Tisch geschafft wurde. Denn das gibt der Kirche, deren Stimme in der Gesellschaft unverzichtbar ist, zumindest etwas neue Luft zum Atmen.
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