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Weser-Kurier: Über Schadensersatzzahlungen von Apple schreibt der Bremer WESER-KURIER:

Bremen (ots)

Dass manche Geschäftsmodelle im Internet so seriös sind wie jene fliegenden Händler, die Urlaubern am Strand "garantiert echte" Gucci-Shirts und Ray-Ban-Sonnenbrillen anbieten, weiß man. Wenn jedoch Kinder via Spiele-App tausende realer Dollar in ein virtuelles Tierhotel versenken können, ist das schon bemerkenswert mies. Ist das Malheur gar im Online-Einkaufsladen App-Store von Apple passiert, wird es richtig pikant. Denn der kultige US-Hersteller hält das Banner des Jugendschutzes sonst besonders hoch: Droht in einer App auch nur der Anblick eines blanken Busens - was ja schon bei der Bebilderung einer Theaterkritik passieren kann - ist nur eine "17+"-Klassifizierung drin. Also das, was eigentlich für besonders brutale oder pornografische Inhalte vorgesehen ist. Nun könnte man sich einfach über die Spießigkeit der Apple-Tugendwächter und deren vermeintlich "typisch amerikanische" Prüderie mokieren. Aber dieses Unternehmen will ja immer weit mehr sein als bloß ein Hersteller besonders schicker, teurer elektronischer Geräte: Man gibt vor, seiner Kundschaft ein Lebensgefühl des Wahren, Guten und Edlen zu vermitteln. Dann aber wäre der Bannstrahl auf Apps zu richten, die Minderjährige abzocken wollen - und nicht auf solche, die ihnen womöglich einmal den Anblick sekundärer Geschlechtsmerkmale zumuten. Besonders ärgerlich ist, dass Apple beim mangelhaften Verbraucherschutz Wiederholungstäter ist: Immer wieder musste der Konzern Rechnungen über tausende Dollar erstatten, weil er Kindern sogenannte In-App-Käufe zu leicht machte. Die Sicherheitslücke im App-Store wurde erst geschlossen, als sich tausende Eltern in den USA für eine Sammelklage zusammentaten. Dass erst noch die US-Handelsaufsicht FTC auf den Plan treten musste, um den Vergleich wirksam zu machen, wirft ebenfalls kein gutes Licht auf den erfolgreichsten Obstladen der Welt. Bei jährlich zehn Milliarden Dollar Umsatz allein im App-Store tun die 32,5 Millionen Dollar Entschädigung Konzernboss Tim Cook sicher nicht weh. Schlimmer ist der immaterielle Schaden: Mancher wird sich beim Apfel-Logo jetzt den Wurm dazu denken. Apple ist eben auch nur überwiegend Kommerz und weit weniger Kult.

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