Alle Storys
Folgen
Keine Story von Weser-Kurier mehr verpassen.

Weser-Kurier

Weser-Kurier: Kommentar von Silke Hellwig zum "Deutsch-Vorstoß" der CSU

Bremen (ots)

Manchmal könnte man meinen, der liebe Gott habe die CSU erfunden, damit politischen Kabarettisten nicht langweilig wird. Es gibt keine andere Partei, die sich seit vielen Jahren mit so viel Fantasie und Hingabe im Ton vergreift. Manchmal aus Kalkül, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, manchmal aus Versehen und fast immer, um dem eigenen Image gerecht zu werden: Bei den Christsozialen spricht man Klartext und wirft nicht mit verbalen Wattebäuschchen, sondern mit markigen Sprüchen um sich. Host mi? Auch dieses Mal drängt sich der Eindruck auf, dass nicht nur schneller formuliert als gedacht, sondern zudem ausschließlich auf Traditionswähler geschielt wurde, die sich am Stammtisch im "Goldenen Hirschen" mit Politik, Weißwurst und Brezen beschäftigen. Bei ihnen mag die Forderung, dass Zuwanderer zu Hause und "im öffentlichen Raum" Deutsch sprechen mögen, Zustimmung finden. Allen anderen bleibt angesichts des plumpen Rückfalls in die deutsche Leitkultur-Debatte die Spucke weg. Falls die CSU beschlossen hat, auszusterben, statt unter Jüngeren, unter Großstadtbewohnern, womöglich mit ausländischen Wurzeln, Akzeptanz zu finden, ist sie wahrscheinlich auf einem recht erfolgreichen Weg. Der Gedanke hinter dem Leitantrag ist natürlich goldrichtig, jedoch nichts Neues und gilt parteiübergreifend als Konsens: Die deutsche Sprache ist ein Schlüssel zur Integration. Das Deutsch-Sprechen zu Hause und in der Öffentlichkeit aber als eine Art Nachweis für ernsthaften Integrationswillen verstehen zu wollen, ist hanebüchen. Käme der - mittlerweile abgemilderte - Vorstoß nicht von der CSU, die sich für kein Fettnäpfchen zu fein ist, wäre er mindestens reaktionär. Genauso gut könnte man Bürger dazu "motivieren" wollen, in der Öffentlichkeit und den eigenen vier Wänden ausschließlich "O Tannenbaum" zu singen und bloß nicht "Jingle Bells".

Pressekontakt:

Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de

Original-Content von: Weser-Kurier, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Weser-Kurier
Weitere Storys: Weser-Kurier
  • 08.12.2014 – 20:40

    Weser-Kurier: Kommentar von Alexander Pitz zur Debattenkultur im Bundestag

    Bremen (ots) - Überraschend sind die Ergebnisse der Bertelsmann-Studie nicht. Dass drei Viertel der Deutschen keine Bundestagsdebatten mehr verfolgen, hat mit einem hinlänglich bekannten Problem zu tun: Wo sich früher begnadete Rhetoriker wie Helmut Schmidt oder Franz-Josef Strauß leidenschaftliche Rededuelle lieferten, hat inzwischen ein nüchterner Sachwalterstil ...

  • 05.12.2014 – 18:55

    Weser-Kurier: Zur Wahl Bodo Ramelows schreibt Silke Hellwig:

    Bremen (ots) - Die Wahl des ersten linken Ministerpräsidenten ist nicht der Untergang des Abendlandes. Sie war nur eine Frage der Zeit. Die SPD rückt nach links und liebäugelt seit 1994, als die PDS in Sachsen-Anhalt eine rot-grüne Minderheitsregierung tolerierte, mit rot-roten Kooperationen. Je mehr die SPD die Lust an großen Koalitionen verliert, desto wahrscheinlicher werden Bündnissen mit den Linken - nicht nur ...

  • 05.12.2014 – 18:53

    Weser-Kurier: Zur CDU in Baden-Württemberg schreibt Alexander Pitz

    Bremen (ots) - "Da muss er jetzt durch", hatte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble vor einigen Monaten über die Prozedur gesagt, die seinem Schwiegersohn Thomas Strobl bevorstand. Wie katastrophal die Sache für den ehrgeizigen 54-Jährigen enden würde, konnte damals niemand ahnen. Der Bundestagsabgeordnete aus Heilbronn ist zwar Mitglied im CDU-Bundesvorstand ...