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Weser-Kurier: Kommentar von Silke Hellwig zum Kita-Streik

Bremen (ots)

Man kann wohl davon ausgehen, dass Eltern grundsätzlich Verständnis für die Forderungen der Erzieherinnen und Erzieher haben. Schließlich muss ihnen viel daran liegen, dass ihre Kinder nicht von demotiviertem, frustriertem Personal betreut werden. Das Verständnis leidet jedoch meist, wenn persönliche Unannehmlichkeiten entstehen. Aber allein das macht manche Berufsgruppen mächtig, nicht nur Lokführer und Flugpiloten, sondern eben auch Erzieher und Pflegekräfte. Legen sie die Arbeit nieder, kommt es zu erheblichen Verwerfungen im Alltag. Wie so oft im Leben, weiß man erst zu schätzen, wie gut etwas grundsätzlich funktioniert, wenn es nicht mehr funktioniert. Die Erzieherinnen und Erzieher sowie Mitarbeiter aus mehreren Dutzend anderer Sozialberufen streiken indes nicht, damit ihre tägliche Leistung mit warmen Worten bedacht wird. Es geht ihnen um finanzielle Anerkennung, und tatsächlich wird die Arbeit in Kindertagesstätten im Vergleich zu anderen Tätigkeiten bestürzend schlecht bezahlt. Das liegt auch an der Ausbildung: In anderen europäischen Ländern qualifizieren sich Erzieher mit einem Hochschulstudium, in Deutschland ist das möglich, aber nicht Standard. Dabei steigen die Anforderungen, der Alltag einer sogenannten Kindergärtnerin, so die Gewerkschaft GEW, bestehe eben nicht aus "Backe, backe, Kuchen" und Bastelarbeiten; schon gar nicht in Einrichtungen in sogenannten sozialen Brennpunkten. Der Befund ist nicht neu, getan hat sich nichts. Der Streik erhöht den Druck auf die Arbeitgeber. In den nächsten Jahren wird er ohnehin weiter wachsen: Schon heute fehlen Hunderte von pädagogischen Fachkräften, weil der Beruf nicht attraktiv genug ist. Der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz wird eine grundlegende Reform erzwingen. Erfahrungsgemäß ist es besser, sich selbst in Bewegung zu setzen statt geschubst zu werden.

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