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Weser-Kurier: Kommentar: Über den Doping-Report der Wada schreibt Jörg Niemeyer:

Bremen (ots)

Jetzt wird es spannend: Wie reagiert das Internationale Olympische Komitee (IOC), wie reagieren die Sport-Weltverbände auf den Report der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada)? Nach all den Berichten in den vergangenen 20 Monaten über zunächst angeblich systematisches Doping in Russland haben die Ergebnisse der Wada-Ermittlungen am Montag nicht mehr überraschen, sondern höchstens noch einmal erschrecken können.

Die Ermittler sprechen von mindestens 643 positiven Dopingproben russischer Athleten, die zwischen 2012 und 2015 in den Analyselabors in Moskau und Sotschi verschwunden sind. Unter diesen 643 Fällen taucht die Leichtathletik 139 Mal auf - so häufig wie kein anderer Fachverband. Aber das Problem ist weit verbreitet: Aktive aus 30 Sportarten sind von gefälschten Analysen betroffen.

Viele nicht-russische Verbände und Institutionen fordern, dass Russland nun komplett von den Olympischen Spielen ausgeschlossen werden muss. Ja, das ist die einzig richtige Sanktion - obwohl die sehr wahrscheinlich auch Sportler treffen wird, die sich nichts haben zuschulden kommen lassen. Doch warum sollte das Hintertürchen, das das IOC nachweislich sauberen Leichtathleten geöffnet hat, um in Rio unter neutraler Fahne starten zu dürfen, für andere russische Sportler verschlossen bleiben?

Das IOC will sich an diesem Dienstag äußern. Angesichts laufender Ermittlungen hat es sich mit klaren Aussagen bislang zurückgehalten. Das geht seit Montag zum Glück nicht mehr. Männerfreundschaften wie die zwischen IOC-Präsident Thomas Bach und Russlands Präsident Wladimir Putin werden jetzt dem ultimativen Belastungstest unterzogen.

Und noch etwas Positives dürfte der Wada-Report bewirken: Alle Nationen, in denen Doping gängige Praxis ist, müssen befürchten, dass auch ihnen das internationale Startrecht entzogen wird. Ein hartes Urteil gegen Russland könnte anderswo zumindest für Ab- schreckung sorgen. Das ist weniger als die Überführung weiterer Krimineller, aber mehr als nichts.

Pressekontakt:

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