Weser-Kurier: Über Klinik-Morde schreibt Andreas D. Becker:
Bremen (ots)
Die Klinikmorde des Niels H. sind nicht nur das Produkt eines verwirrten Einzeltäters. Sie sind Resultat eines Systems, das sie ermöglichte. 37 Patienten starben nachweislich am Klinikum Delmenhorst durch H., auch weil seine Kollegen wegschauten, zu feige waren, etwas zu sagen, oder von Vorgesetzten zurückgepfiffen wurden, wenn sie den Mund aufmachten. Wie viele Opfer es tatsächlich waren, wird sich nicht mehr herausfinden lassen. Dass es so weit kommen konnte, soll ein juristisches Nachspiel haben. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen sechs ehemalige Kollegen von Niels H. wegen Totschlags durch Unterlassen erhoben. Mindestens einen Mord hätten sie verhindern können, vielleicht sogar drei. Es ist wünschenswert, wenn das Verfahren eröffnet wird. Es würde zeigen, dass der Korpsgeist in einem so sensiblen Bereich wie einem Krankenhaus nie dazu führen darf, dass Patienten leiden oder sterben. Der strafrechtliche Druck zwingt in Zukunft Mitarbeiter in allen Kliniken, genau hinzusehen, wenn das Gerede über einen Kollegen beginnt. Getuschelt wurde über Niels H. und die Todesfälle in seinen Schichten lange Zeit, reagiert wurde weit über 30 Morde zu spät.
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