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Weser-Kurier: Über die Buchmesse in Leipzig schreibt Iris Hetscher im "Weser-Kurier" (Bremen) vom 15. März 2017:

Bremen (ots)

Die Buchmesse in Leipzig gilt als kleine Schwester der Frankfurter Bücherschau. Am Main wird jedes Jahr im Herbst zum Abschluss des Branchentreffs gravitätisch der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen; in Leipzig gibt es den renommierten Buchpreis, aber kein gesellschaftspolitisches Leviten-Lesen durch einen gerade gekürten Top-Denker der Nation.

Dafür ist die Stimmung in Leipzig grundsätzlich aufmüpfig, besonders 2017. Es gibt vielstimmigen Protest gegen die Unterdrückung der Meinungsfreiheit in der Türkei, die zahlreiche Autoren und Journalisten betrifft, darunter den inhaftierten Korrespondenten der "Welt", Deniz Yücel. Seine von lebenslanger Haft bedrohte türkische Kollegin Asli Erdogan durfte erst gar nicht nach Leipzig reisen.

"Schweigen oder diplomatisches Leisetreten" sei in diesen Zeiten unangebracht, schreibt Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, der Bundesregierung ins Stammbuch. Der Börsenverein hat eine Online-Petition initiiert, die ein härteres Vorgehen der Regierung und der EU gegen Erdogan fordert. Veranstaltungen beginnen damit, dass aus Texten von Yücel gelesen wird. Das sind gute Nachrichten. Gerade Literaten und Lesern steht es gut an, Meinungsfreiheit nicht nur zu genießen, sondern sie für alle überall auf der Welt einzufordern. Politiker dagegen sollten nicht nur mantramäßig bei Buchmessen-Eröffnungen von der Kraft des Wortes fabulieren. Sie müssen diese auch beherzter verteidigen als derzeit.

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