Alle Storys
Folgen
Keine Story von Weser-Kurier mehr verpassen.

Weser-Kurier

Weser-Kurier: Hans-Ulrich Brandt über Sozialausgaben

Bremen (ots)

Jammern auf hohem Niveau

Mit Zahlen lässt sich bekanntlich alles belegen, man muss nur die für seine Zwecke richtigen präsentieren. Einmal mehr liefern sich Bundesregierung, Arbeitgeber, Gewerkschaften und Sozialverbände bei der Interpretation des Sozialberichts einen Kampf um die Deutungshoheit. Während für Arbeitsministerin Andrea Nahles der Umfang der Sozialleistungen "im Einklang mit der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit" steht und damit alles im Lot ist, warnt das Arbeitgeberlager schon fast reflexhaft vor einer "Verteuerung der Arbeit" und "massiven Jobverlusten". Und wer hat nun recht? Zunächst einmal: Wer jetzt jammert, jammert auf hohem Niveau. Deutschland ist ein reiches Land, die Wirtschaftsleistung wächst, die Arbeitslosigkeit sinkt. In ihrem Wahlprogramm kündigt zum Beispiel die Union an, bis zum Jahr 2025, also in nur acht Jahren, die derzeitige Arbeitslosenzahl von rund 2,5 Millionen Jobsuchenden zu halbieren. Träfe das zu, die Arbeitslosenquote läge dann deutschlandweit unter drei Prozent. Das wäre Vollbeschäftigung. Wenn trotzdem die Sozialausgaben steigen, ist das aber auch ein Warnsignal. Ja, der Anstieg erklärt sich in weiten Teilen durch die Alterung der Gesellschaft. Immer mehr Menschen beziehen länger Rente, weil die Lebenserwartung deutlich höher ist als früher. Auch die Gesundheitsausgaben steigen, weil ärztliche und medizinische Versorgung teurer geworden sind. Doch sie steigen auch trotz Rekordbeschäftigung und Wirtschaftswachstum, weil der Preis dafür eine bedenklich um sich greifende Niedriglohnpolitik ist. Darüber reden Arbeitgeber allerdings nicht so gerne. 918 Milliarden Euro wurden 2015 für Sozialleistungen ausgegeben: für die Absicherung von Krankheitsrisiken, Pflege, Invalidität, Alter und Tod, für Sozialhilfe und Hilfen für Geflüchtete. Gemessen an unserer Wirtschaftsleistung sind das nur etwa 29 Prozent. Wer wollte da ernsthaft von ausufernden Lasten sprechen.

Pressekontakt:

Weser-Kurier
Zentraldesk
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de

Original-Content von: Weser-Kurier, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Weser-Kurier
Weitere Storys: Weser-Kurier
  • 02.08.2017 – 20:15

    Weser-Kurier: Silke Looden über den Lehrermangel

    Bremen (ots) - Lücken stopfen Nicht erst seit gestern fehlt es an Grundschullehrern in Niedersachsen. Nun versucht das Kultusministerium, die Lücken mit Gymnasiallehrern zu stopfen. Kein Wunder, dass die Betroffenen über die kurzfristigen Abordnungen nicht glücklich sind, und Eltern sich fragen, ob Gymnasiallehrer auch Grundschule können. Es geht wohl nicht anders, wenn der Unterricht nicht ausfallen soll. Aber woran ...

  • 02.08.2017 – 20:13

    Weser-Kurier: Olaf Dorow über den Neymar-Transfer

    Bremen (ots) - Obszön Ist es schlimm, wenn ein Scheich daherkommt, 222 Millionen Euro für Neymars Wechsel von Barcelona nach Paris hinblättert, dazu 100 Millionen Wechselprämie und für den Spieler ein Nettojahresgehalt von 30 Millionen? Könnte man sagen: Nö? Soll er doch, der Scheich? Mir doch egal? So egal ist das nicht. Das absurd viele Geld, das in den Fußballmarkt gepumpt wird, hat Auswirkungen. Der anstehende ...

  • 30.07.2017 – 16:55

    Weser-Kurier: Über die Parksituation in Bremen schreibt Jürgen Hinrichs:

    Bremen (ots) - Seitdem der Plan bekannt ist, in Bremen das Parkhaus Mitte abzureißen, um der Innenstadt in Verbindung mit den umliegenden Gebäuden durch neue Bauten und Passagen den lang erhofften Schub zu geben, dreht sich die Diskussion stark um den einen Punkt: Wohin mit den Autos? Es sind mehr als 1000 Stellplätze, die durch den Abriss wegfallen würden. Doch ...