Weser-Kurier: Über Geflüchtete schreibt Kristin Hermann:
Bremen (ots)
Italien - das ist jenes Land, in dem die meisten von uns gerne Urlaub machen. In dem wir durch historische Stätten und Gassen wandern und das Leben bei Wein und gutem Essen genießen. Doch Italien ist auch das Land in Europa, in dem die meisten über das Mittelmeer geflüchteten Menschen ankommen - und bleiben. So ist das seit Monaten. Manchmal begegnen wir ihnen im Urlaub: An den Bahnhöfen oder in den Straßen, doch eigentlich ist uns ihr Leben fremd. In der politischen Diskussion über Flüchtlinge aus Afrika geht es in der Regel eher darum, wie man sie möglichst in ihren Heimatländern halten oder, in welche Länder man sie umverteilen kann. Man sieht die Bilder, wie die Hilfsorganisationen sie in den italienischen Häfen absetzen. Die Geschichte von ihrer Flucht und vom Ankommen hat der WESER-KURIER bereits Heiligabend vergangenen Jahres in einem Dossier erzählt. Doch wie geht es mit diesen Menschen weiter, wenn sie einmal in Italien angekommen sind? Für die Recherche haben wir uns in den Süden des Landes aufgemacht, um einige der damals Geretteten zu besuchen. Ihre Geschichten beweisen, was passiert, wenn man sie ohne Perspektive zurücklässt. Einige von ihnen suchen sich ihre eigenen Geschäfte - und die sind nicht immer legal. Beim EU-Gipfel im Oktober haben sich die Staaten darauf geeinigt, Griechenland und Italien mehr Unterstützung zukommen zu lassen. Diesen Versprechungen müssen Taten und, viel wichtiger, Kontrollen folgen, damit die Gelder auch bei denen landen, die sie wirklich benötigen. Was sonst passiert, zeigt eine Unterkunft in Kalabrien, in der die Bewohner von Verstrickungen mit der Mafia berichten. Natürlich gibt es sie, die Vorzeigeprojekte, die es schaffen, die Geflüchteten zu integrieren. Doch für viele ist das Elend mit ihrer Ankunft in Europa nicht vorbei. Sie dürfen nicht einfach vergessen werden.
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