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Rheinische Post: Der Dom von heute

Düsseldorf (ots)

Von Lothar Schröder
Der Kölner Dom, diese große Kathedrale am Rhein, ist im 21. 
Jahrhundert angekommen: mit dem fast 20 Meter hohen Glasfenster von 
Gerhard Richter und einer ganz neuen, spannenden Sakralsprache. 
Abstrakt ist sie in ihren vielen tausend kleinen Farbquadraten, eine 
Absage an die vertraute Ikonographie und zugleich so vielschichtig, 
wie es moderner Kunst eingeschrieben ist. Neben all den schönen, 
zauberhaften Lichtspielen des neuen Fensters erregt vor allem dies: 
Im gotischen Dom trifft das Mittelalter auf die Gegenwart, treffen 
christlicher Ausdruck von einst auf die Sinn- und Symbolsuche von 
heute. Dieser Rahmen ist erstaunlich stimmig, er umfasst jene große 
Tradition, die jeden, der sich ihr unterordnet, relativiert. Der 
große Gerhard Richter ist mit seiner Arbeit im Dom plötzlich nicht 
mehr der bedeutendste Künstler der Gegenwart, weil sein imposantes 
Kunst- und Lebenswerk ohne den Dom so nicht bestehen könnte, nicht 
ohne das Licht, nicht ohne den Glauben. Der Dom ist kein Museum. Alle
Kunst, die er beherbergt, ist seinem Dach verpflichtet. Aber sie 
macht Kirche auch lebendig und offen für den Dialog mit der 
Gegenwart. Auch in diesem Sinne ist Gerhard Richters Werk epochal.

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