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Rheinische Post: Schatten des Kalten Krieges

Düsseldorf (ots)

Von Helmut Michelis
Es gibt Dinge, die will man sich lieber nicht vorstellen. Dazu 
gehört eine versehentlich explodierende Atomwaffe auf einem 
Nato-Flugplatz in Deutschland. Wie haarscharf die Royal Airforce 1974
im Kreis Kleve und 1984 im Kreis Viersen an dieser Katastrophe 
vorbeigeschrammt ist, lässt sich heute wohl nicht mehr 
rekonstruieren. Immerhin stuften die Briten damals den Vorfall selbst
als ernsthaft ein, betonen aber heute, eine Gefahr für die deutsche 
und niederländische Bevölkerung habe zu keinem Zeitpunkt bestanden. 
Das wirkt glaubhaft. Denn richtig ist, dass eine Atombombe nicht so 
einfach explodieren kann, selbst wenn sie stark erschüttert wird. 
Eine begrenzte Detonation halten aber Experten für möglich, ebenso 
das Austreten radioaktiver Strahlung. Geschätzt 5000 Atomsprengköpfe 
waren in Zeiten des Kalten Krieges allein auf westdeutschem Boden 
stationiert. Wie viele es heute sind, ist geheim. Möglicherweise 
besitzen die Amerikaner noch einige. Die Briten haben jedenfalls nach
dem Fall der Mauer ihre Nuklearwaffen vom Niederrhein abgezogen; die 
Fliegerhorste sind heute Testgelände für Eisenbahnen oder ziviler 
Flughafen. Die Nato-Abschreckung hat funktioniert, der dritte 
Weltkrieg fand nicht statt. So ist auch die jüngste Entdeckung in den
alten Akten nur noch Geschichte  allerdings eine, die selbst nach 
über zwei Jahrzehnten erschaudern lässt.

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