Rheinische Post: Pädagogen gefragt Kommentar Von Reinhold Michels
Düsseldorf (ots)
Das Gefühl, dass es in Köln noch einmal gut gegangen ist, dass Schüler, Lehrer und Eltern mit dem großen Schrecken davon gekommen sind, verfliegt schnell. Viel tiefer gräbt sich das Wissen ein, dass das bestimmt nicht der letzte Versuch fehlentwickelter Sonderlinge war, in ihrem Hass und Selbsthass, ihrer Rach-, Ruhm- und Nachahmungs-Sucht bis zum Äußersten, zum Mord zu gehen. Was sehr nachdenklich stimmt, sind die Bemerkungen der Schulleiterin des Gymnasiums einerseits und von Mitschülern der beiden verhinderten Amokschützen andererseits. Während die Direktorin den inzwischen toten 17-Jährigen als absolut unauffällig bezeichnete, galt er unter Mitschülern als einzelgängerisch veranlagter Fan von Gewalt-Videos. Erschreckend klingt die achselzuckende Coolness, mit der einige Gymnasiasten sich wohl nicht nur wichtig machen wollten: Jeder aus der Clique kenne Gleichaltrige, bei denen man fürchten müsse, dass sie "irgendwann mal austicken". Das spricht gegen die Redensart, dass man sowieso niemandem hinter die Stirn schauen könne. Jetzt ist wieder hohe Zeit für Psychologen, Kultusminister. In Ordnung. Vor allem sind unsere überwiegend tüchtigen Fachlehrer aufgefordert, wieder stärker den Pädagogen in sich zu entdecken und eher einmal zu viel als zu wenig Vater, Mutter, Schüler zum Gespräch zu bitten.
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