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Rheinische Post: Jahr des Mindestlohns Kommentar: VON SVEN GÖSMANN

Düsseldorf (ots)

Das politische Berlin starrt auf drei Termine
in den Ländern: Am 27. Januar hoffen die CDU-Ministerpräsidenten Koch
und Wulff auf ihre Wiederwahl in Hessen und Niedersachsen, am 24. 
Februar will der Unions-Bürgermeister von Beust in Hamburg erneut 
gewinnen, und am 28. September stellt sich CSU-Ministerpräsident 
Beckstein erstmals seinen bayerischen Wählern.
Die Erkennungsmelodie dieser Wahlkämpfe wird "soziale Gerechtigkeit" 
lauten. Einfacher ausgedrückt: Wir stehen vor dem Jahr des 
Mindestlohns, dem neuen Götzen der Wahlkampfstrategen. Die 
Sozialdemokraten planen nun sogar eine Unterschriftenkampagne pro 
Mindestlohn. In der Frage des Sozialen waren sie von links durch 
Lafontaine wie von rechts durch den Vorstoß des 
NRW-Ministerpräsidenten Rüttgers für die längere Zahlung des 
Arbeitslosengeldes I unter Druck geraten. Jetzt spüren Beck und Co., 
dass sie ein Gewinner-Thema entdeckt haben könnten. In der Offensive 
sind sie mit ihrer mehr wohlklingenden als wohl durchdachten 
Forderung nach auskömmlichen Löhnen jedenfalls wieder.
Die Union schwankt in dieser Frage wie Schilfrohr im Wind: Es gibt 
Mindestlohnbefürworter, es gibt die Befürworter des schwer zu 
vermittelnden Modells branchenspezifischer Lohnvereinbarungen. Eine 
schlagkräftige Antwort vermag die CDU offenbar nicht zu finden. Nicht
zuletzt, da ihrer Vorsitzenden Merkel in Fragen der 
Wirtschaftspolitik der Kompass fehlt. Sie taktiert, denkt nicht 
strategisch. Noch fällt das öffentlich wenig auf, intern aber schon. 
Den Satz "Auf die Kanzlerin kommt es an" würden viele in der CDU 
heute nicht mehr für ihre Plakate kapern.

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Telefon: (0211) 505-2303

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