Rheinische Post: Der Papst in Paris
Düsseldorf (ots)
Von Matthias Beermann
Frankreich, so heißt es, sei die "älteste Tochter der Kirche". Die älteste und wohl auch die schwierigste. Seit 1905 gilt in Frankreich das Prinzip der strikten Trennung von Kirche und Staat, der Laizismus. Und weil das so ist, geht es einigen Franzosen heftig gegen den Strich, dass Präsident Nicolas Sarkozy den Papst zum Auftakt seines Besuchs in Frankreich empfängt. Bis heute sorgt das Thema Religion für ideologische Grabenkämpfe in einem Land, in dem das Recht auf Gotteslästerung seit Voltaire quasi im Verfassungsrang steht. Für Päpste war Paris immer schon ein schwieriges Pflaster. Eines aber ist diesmal anders: Schon lange hat kein französischer Präsident mehr so deutlich die christlichen Wurzeln Frankreichs betont, wie Sarkozy. Dahinter steckt persönliche Überzeugung, aber auch politisches Kalkül. Sarkozy begreift Religion als Kitt für eine zerbröselnde Gesellschaft. In Frankreich konzentrieren sich Phänomene, die den ganzen Westen angehen: Der Verfall von Werten und Identitäten, Probleme der Integration von Einwanderern und die Ausbreitung des Islam. Das sorgt den Papst ebenso wie den Präsidenten. Beide wünschen sich eine Trendwende, der eine als Seelsorger, der andere als Politiker. Recht haben sie beide.
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