Rheinische Post: Berliner Zitterpartie
Düsseldorf (ots)
von Martin Kessler
Es bleibt bis zum Schluss spannend. Nur hauchdünn liegt die bürgerliche Koalition aus Union und FDP vor dem linken Lager. Schon kleine Änderungen im Wahlverhalten könnten den Ausschlag in die eine oder die andere Richtung geben. Dazu kommt noch die große Zahl der Unentschiedenen, die sich erst in letzter Minute festlegen wollen. Nordrhein-Westfalen als Gradmesser für den Bund spiegelt in der jüngsten Umfrage unserer Zeitung diesen Trend wider. Merkel hat bislang bewusst darauf verzichtet, aus den Wahlen eine Richtungsentscheidung zu machen. Offensichtlich befürchtet sie, dass eine linke Mehrheit entstehen könnte, weil die Union im Gegensatz zur SPD ihre Wähler schon mobilisiert habe. Das ist trotzdem ein riskantes Kalkül. Die Union sollte stärker und pointierter auf ihre Botschaften setzen, zumal sie anders als die SPD eine klare Machtperspektive besitzt. Es entspricht auch dem Sinn von Wahlkämpfen in der Demokratie, die Alternativen deutlich herauszuarbeiten. Scheitert Schwarz-Gelb, ist dieses Projekt für lange erledigt. Die Alternative dazu wäre mittelfristig eine Beteiligung der Linken an der Regierung. Es ist also doch eine Richtungsentscheidung am Sonntag.
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