Rheinische Post: Jamaika im Bundestag
Düsseldorf (ots)
Die dreitägige Bundestagsdebatte über die Absichten der neuen Regierung entspricht in der überwiegenden Wahrnehmung alter parlamentarischer Übung: Die Koalition legt vor, die Opposition widerspricht. Das nennt sich Schlagabtausch, ist wichtig, für die Bevölkerung aber nur mäßig attraktiv. Umso interessanter war der Einstand des neuen CDU-Umweltministers Norbert Röttgen. Sein leidenschaftliches Eintreten für den Klimaschutz traf in kurzer Zeit gleich sieben Mal auf eine ungewöhnliche Applaus-Koalition. Es klatschten Union, FDP und Grüne. Zum Beispiel, als Röttgen den Siemenskonzern als Beispiel nannte. Wer 23 Milliarden Euro Umsatz mit Umwelttechnologie macht und damit das Minus aus der Wirtschaftskrise auffangen kann, mit dem können sich christdemokratische Bewahrer der Schöpfung, liberale Anhänger des Marktes und grüne Umweltschützer zugleich identifizieren. Röttgen fand Beachtung auch durch seinen Verstoß gegen übliche Empfehlungen: Bloß nicht Details eines Erfolges des Klimagipfels definieren, sonst könnte man daran gemessen werden. Röttgen wagte es trotzdem und bewirkte damit ebenfalls Ungewöhnliches: die oppositionellen Grünen sicherten dem Minister ihre Unterstützung zu. Ein schwarz-gelb-grüner Hauch von Jamaika im Bundestag.
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