Rheinische Post: Merkels Euro Kommentar Von Martin Kessler
Düsseldorf (ots)
Zwischen Altkanzler Helmut Kohl und seiner einstigen politischen Ziehtochter Angela Merkel besteht kein allzu inniges Verhältnis. Deshalb würde es nicht überraschen, wenn Kohl seine Nachfolgerin im vertraulichen Gespräch tatsächlich heftig kritisiert hätte. Er hätte auch allen Grund dazu. Denn die Kanzlerin zeigt sich auf der Höhe der Euro-Krise unentschlossen und mutlos. So sehr sie mit beherzten Schritten in den Jahren 2008 und 2009 der Banken- und Finanzkrise Herr wurde, so sehr lässt sie sich nun von den Ereignissen treiben, bisweilen ängstlich die letzten Umfrageergebnisse im Sinn. Dazu passt ihr Krisenmanagement, das sie regelmäßig abrupten Kehrtwenden unterzieht. Sagte sie zu Beginn der Griechenland-Krise, das Land erhielte keinen Cent aus der Euro-Kasse, peitschte sie schon Wochen später ein Milliarden-Hilfspaket durch den Bundestag. Auch ein zweites Programm schloss sie aus, bis sie dann von den aggressiven Finanzmärkten eines Besseren belehrt wurde. Schließlich sagte sie kategorisch Nein zu einem Schuldenschnitt, den sie nun gestern nicht ganz ausschließen wollte. Führung sieht anders aus. Erst recht, wenn es um die Rettung der europäischen Währung geht.
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