Rheinische Post: Sarkozy zündelt
Düsseldorf (ots)
Ein Kommentar von Sylvie Stephan:
Vielleicht sollten Angela Merkel und ihre konservativen Amtskollegen in Europa ihre Unterstützung für Nicolas Sarkozy doch noch einmal überdenken. So mancher Europäer dürfte jedenfalls mit den Zähnen knirschen angesichts der populistischen Töne des um seine Wiederwahl kämpfenden französischen Präsidenten. Nach seiner Verbal-Offensive gegen Migranten und Muslime in Frankreich hat er das Thema jetzt auf europäische Ebene gehoben. Sarkozy malt das Schreckgespenst der unkontrollierten Einwanderung an die Wand und fordert, das Schengen-Abkommen unverzüglich zu revidieren. Um seine Entschlossenheit zu demonstrieren, schreckt er auch vor einem Ultimatum an die EU-Kollegen nicht zurück: Frankreich werde gegebenenfalls die eigenen Grenzen wieder schließen. Dahinter steckt freilich nichts als Wahlkampftaktik. Der in Umfragen bedrängte Präsident will seine verlorenen Wähler zurückgewinnen, der Front-National-Kandidatin Marine Le Pen das Wasser abgraben, aber auch im linksextremen Lager fischen, wo Anti-Brüssel-Ressentiments ebenfalls weit verbreitet sind. Trotzdem: Schengen - immerhin ein Herzstück der europäischen Integration - derartig zur Disposition zu stellen, ist schäbig und schadet Europa.
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