Rheinische Post: Kommentar: Breiviks Abgründe
Düsseldorf (ots)
Was den Amerikanern "Nine Eleven", der 11. September 2001 ist, das ist den Norwegern der 22. Juli 2011 - jeweils nationale Schock-Daten als Folge unfassbarer Verbrechen. Am nächsten Montag, zum Auftakt der ersten von voraussichtlich zehn Prozesswochen, erhält in Oslo der angeklagte Massenmörder Anders B. Breivik das Wort. Nach allem, was man von dem 33-jährigen Rassisten weiß, wird er, der sich für nicht schuldig im Sinne der Anklage hält, die Gelegenheit ergreifen, die Ermordung von 77 Menschen als politisch motivierte Heldentat darzustellen - ein Herostrat der Neuzeit, einer, der Verbrechen begeht aus Ruhmsucht. Vor diesen menschlichen Abgründen die Gutachter-Frage zu bewerten, ob Breivik psychisch krank sei oder nicht, ob zurechnungsfähig oder nicht beim Bomben und Exekutieren, mutet kurios an. Er kann nichts anderes sein als ein Wahnsinniger, ein seelisch verhunzter Mensch mit kaltem Verstand beim Planen, Ausführen und Begründen seiner Untat. Leider gehört Norwegen wie Deutschland zu den weltweit rund 20 Staaten, in denen "Lebenslang" nicht wörtlich zu nehmen ist. Ob Breivik ins Gefängnis muss oder in eine geschlossene Anstalt - wer erträgt die Vorstellung, dass er je wieder freikommt?
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