Rheinische Post: Obama muss liefern Kommentar Von Frank Herrmann
Düsseldorf (ots)
Amerikanische Parteikongresse sind große Show, eine Art Hollywood in der Footballarena. Programme spielen kaum eine Rolle, Personen dafür umso mehr. Eine öffentliche Liebeserklärung für den Ehepartner vor Millionen von Fernsehzuschauern - in Europa mag das schmalzig klingen, in Amerika gehört es zum guten Ton. Weshalb Michelle Obama auf großer Bühne verkündet, dass sie ihrem Barack nach wie vor herzlich zugetan ist, vielleicht noch herzlicher als vor vier Jahren. Jetzt, da sie weiß, unter welchem Druck man im Oval Office steht. Natürlich folgt es kühlem Kalkül, wenn die First Lady zur besten Sendezeit die Skizze eines bescheidenen, menschlichen, grundehrlichen Familienvaters zeichnet, eines im Leben Verwurzelten, der trotz Air Force One und Präsidentensiegel nie vergaß, woher er kam. Es geht um den Kontrast zu Mitt Romney, dem Kandidaten des Geldes. Rekordschulden und hohe Arbeitslosigkeit lassen die Wähler in ihrer Ungeduld an Obamas Kompetenz zweifeln. Als Mensch allerdings ist er nach wie vor weitaus populärer als sein Rivale. Kein Wunder, dass der Parteitag persönliche Geschichten in einer Fülle erzählt, als ginge es um ein Familientreffen. Spätestens Obama wird in seiner Rede die nötige Substanz liefern müssen.
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