Rheinische Post: Siechende Koalition = Von Michael Bröcker
Düsseldorf (ots)
Der erneute Streit um das Betreuungsgeld dürfte Angela Merkel auf schmerzhafte Weise gezeigt haben, dass sich eine Kanzlerin auch in einer Euro-Krise innenpolitischen Zwängen nicht entziehen kann. Eifersüchteleien, Racheakte und Animositäten prägen das Zusammenspiel von Union und FDP selbst bei Themen, die längst vereinbart wurden. Mit Inhalten hat all das nichts mehr zu tun. Europa kämpft mit der Existenz seiner Währung und einer Zukunft in Wohlstand. Die Berliner Koalition diskutiert über eine zweifelhafte familienpolitische Leistung, die eine Mehrheit bei Union und FDP, vor allem aber zwei Drittel der Deutschen eigentlich ablehnen. Wenn sich die Koalition aber nicht einmal auf ein gemeinsames Vorgehen bei einem beschlossenen Projekt einigen kann, wird es eng. Was, wenn dieses Land in der Euro-Krise demnächst wirklich bedeutende Entscheidungen treffen muss? Schwarz-Gelb wirkt abgekämpft, entfremdet. Keiner traut dem anderen über den Weg. Die anstehenden Wahlkämpfe dürften die Lage verschärfen. Die Kanzlerin muss mit den Parteichefs ihrer Koalition rasch eine Einigung erzielen, will sie als Regierungschefin noch ernst genommen werden. Am besten wäre, sie begräbt das Betreuungsgeld gleich ganz.
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