Rheinische Post: Praxisgebühr ade = Von Birgit Marschall
Düsseldorf (ots)
Die Bundeskanzlerin ist offenbar gewillt, die unselige Praxisgebühr wieder abzuschaffen. Gestern sandte sie erste vorsichtige Signale, dass die Union dem Drängen der FDP in diesem Fallnachgeben wird. Überraschend kommt das nicht: Der FDP wird dieser Punktgewinn zugestanden, damit sie kommende Woche im Bundestag dem unsinnigen und teuren Betreuungsgeld zustimmt. Das Betreuungsgeld setzt den Eltern falsche Anreize, deren Kinder ganz besonders auf frühkindliche Bildung, etwa die Sprachausbildung, angewiesen sind. So falsch also die Einführung des Betreuungsgeldes ist, so richtig wäre andererseits die Abschaffung der Praxisgebühr. Sie bedeutet für Arztpraxen und Kliniken, die den Einzug für die Krankenkassen unentgeltlich erledigen, einen gewaltigen bürokratischen Aufwand. Ärzte verlieren wertvolle Zeit, die sie besser für Patientengespräche eingesetzt hätten. Die Praxisgebühr hat zudem nicht den erwünschten Lenkungseffekt erzielt, die hohe Zahl der Arztbesuche zu reduzieren. Die Deutschen gehen im Schnitt weiterhin 17,18-mal pro Jahr zum Arzt, hier bleiben sie Weltmeister. Und die Kassen vieler Krankenkassen sind nun auch mittelfristig so gut gefüllt, dass sie auf die Praxisgebühr verzichten können.
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