Rheinische Post: Anmaßend, dumm, CSU
Düsseldorf (ots)
Jeder Journalist kennt diese Anrufe von Politikern und Wirtschaftsgrößen oder ihren dienstbaren Geistern, die Einfluss auf die Berichterstattung zu nehmen versuchen. Selbstbewusste Redaktionen weisen derlei Ansinnen höflich, aber bestimmt zurück. Die Intervention des CSU-Sprechers beim ZDF dokumentiert nun eine neue Dimension im ohnehin schwierigen Verhältnis zwischen Politik und Medien. Seehofers Sprecher versuchte offenbar, die Berichterstattung über den SPD-Herausforderer seines Dienstherrn im ZDF-Programm zu unterbinden. Dieser Versuch war ähnlich dumm und anmaßend wie weiland der Anruf des Bundespräsidenten Wulff beim Chefredakteur der "Bild"-Zeitung. Da CSU-Sprecher Strepp bislang als intelligent und besonnen galt, muss er seine Anweisungen wohl von jemand weniger Klugem erhalten haben. Befehle aber erteilen in der CSU nur zwei: Parteichef Seehofer und Generalsekretär Dobrindt. Mit dem Rücktritt des Parteisprechers ist die Affäre für die CSU deshalb noch nicht ausgestanden. Noch eine Frage drängt sich auf: Warum ist in Teilen der Politik der Glaube ungebrochen, die öffentlich-rechtlichen Medien seien, wenn nicht steuerbar, so doch leicht zu beeinflussen? Hoffentlich also waren die Redakteure bei ARD und ZDF immer so standhaft wie im aktuellen Fall.
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