Rheinische Post: Genosse Millionär = Von Michael Bröcker
Düsseldorf (ots)
Selten dürfte ein Sozialdemokrat in so kurzer Zeit Millionär geworden sein wie der Vortragsreisende in eigener Sache, Peer Steinbrück. Für eine erregte Debatte eignet sich das Honorar aber nicht. 1,2 Millionen Euro für Vorträge? Na und? Die Summe reflektiert den Marktwert des Ex-Ministers. Die Firmen waren bereit, für seine Botschaften üppige Honorare zu zahlen. Das ist nicht verwerflich. Steinbrück hat die Nebenjobs korrekt angegeben. Sollte er durch die Neben-Tätigkeiten sein Mandat vernachlässigt haben, wäre dies angreifbar. Dies konnte aber bisher niemand belegen. Dass ihn Interessenskonflikte plagen, weist Steinbrücks Finanzkonzept auch nicht wirklich aus. Der SPD-Mann gängelt Spitzenverdiener, Erben, Banker und Industriekapitäne. Gerade Finanzindustrielle knöpft er sich vor, kritisiert Exzesse und Gier. Wenn die Gescholtenen ihn dafür bezahlen, selbst schuld. Union und FDP haben gemerkt, dass die Angriffe zum Bumerang wurden. Es wäre ja auch fatal, wenn Abgeordnete künftig jeden Cent ihrer Nebeneinkünfte öffentlich machen, Mandantengeheimnisse und Auftragsdetails ausplaudern müssten. Niemand will ein Berufspolitiker-Parlament. Also: Peer Steinbrück ist ein unscharfer, widersprüchlicher Sozialdemokrat. Damit sollten sich Union und FDP auseinandersetzen. Nicht mit seinen Rednerhonoraren.
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