Rheinische Post: Dem Sport droht Gefahr = Von Martin Beils
Düsseldorf (ots)
Die Attraktivität des Sports, seine weltweit wirkende Faszination, ist auch seine Schwäche. Der Sport genießt so viel Aufmerksamkeit, dass er unter einer andauernden Bedrohung steht. Es besteht ständig die Gefahr, dass Terroristen diese große Bühne missbrauchen. Auf mehr als eine Milliarde Euro beliefen sich die Sicherheitsausgaben im vergangenen Sommer bei den Olympischen Spielen in London, ähnlich hoch werden sie im nächsten Winter in Sotschi sein. Seit den Anschlägen von 2001 in New York und Washington finden viele große Sportveranstaltungen in Hochsicherheitstrakts statt - aus gutem Grund, wie Terrorexperten sagen. Es ist geradezu pervers, dass der Sport, der für Freiheit, Toleranz und Weltoffenheit steht, derart bedroht wird. Wie weit sind wir gekommen, wenn Sprengstoffspürhunde samstags vor Beginn der Bundesligaspiele durch Stadien schnüffeln und für ein Tennisturnier in Düsseldorf Bedrohungsszenarien gezeichnet werden müssen? Die Teilnehmer des Marathons in Boston sind vielleicht auch deshalb zu Opfern an Körper und Geist geworden, weil dieser Lauf wie viele Sportveranstaltungen mehr ist als ein bloßes Wettrennen. Die lange Tradition, der Termin am "Tag der Patrioten" und der für die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten bedeutende Ort geben diesem Event eine besondere, nun verhängnisvolle Bedeutung. Es ist nicht möglich, gerade Veranstaltungen, die nicht auf ein Stadion oder eine Halle konzentriert sind, gänzlich zu schützen. Ein Marathon - ob in Boston oder Düsseldorf, London oder Hamburg -, ein Radrennen oder ein Triathlon können nicht komplett überwacht werden. Sie abzusagen wäre aber eine Kapitulation vor der Gewalt. "The games must go on", sagte IOC-Präsident Avery Brundage nach dem Anschlag 1972 bei den Spielen in München. Dieses große Wort hat auch heute Bestand.
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