Rheinische Post: Testfall für die US-Justiz Kommentar Von Frank Herrmann
Düsseldorf (ots)
Es wäre fatal, würde sich der amerikanische Rechtsstaat von den Bomben in Boston aus der Bahn werfen lassen. Würde Barack Obamas Justizminister dem Rat mancher Republikaner folgen und Dschochar Zarnajew vor einen Militärrichter stellen, den Mitattentäter womöglich nach Guantánamo verfrachten, ins juristische Niemandsland. Nein, Zarnajew gehört vor einen ordentlichen Richter in Boston. Er muss am Tatort zur Verantwortung gezogen werden für sein Verbrechen, nicht in einem fernen Camp, wo faktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt würde. Dass die Idee eines Tribunals in Washington überhaupt Anklang findet, zeigt, wie verunsichert das Land noch immer ist. Wie schnell manche Senatoren populistischen Impulsen nachgeben, billige Rachegelüste bedienen. Das alte Selbstvertrauen, dem am 11. September 2001 erst der Terrorschock folgte und später folgenschweres Überreagieren, es ist noch immer nicht voll wiederhergestellt. Ein souverän geführter, transparenter Prozess gegen den Bombenleger wäre genau das richtige Mittel, um es zu stärken.
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