Rheinische Post: Franziskanische Wende
Düsseldorf (ots)
An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. So wäre es also verfrüht, das noch junge Pontifikat von Franziskus zu preisen, bevor reife Entscheidungen getroffen wurden. Eines scheint schon auf: Die Römische Weltkirche hat einen großen Kommunikator, Brückenbauer und Missionar in Wort und Stil. Franziskus' Rede ist die eines Hirten, seine Lebensweise die eines Seelsorgers, den Menschen nahe, nicht nur den frommen, katholischen, sondern allen Menschen guten Willens, voran den Sündern, sofern auch sie guten Willens sind. Franziskus weist seiner Kirche den richtigen, den jesuanischen Weg. Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet. Es stimmt zuversichtlich, dass die ausgestreckte Hand den erhobenen Zeigefinger ersetzt. Kardinal Marx aus München sagte 2012 im Interview mit dieser Zeitung, die Moral sei nicht das wichtigste, die Kirche müsse sich fragen, ob Christus wirklich im Zentrum ihrer Verkündigung stehe. Marx konnte nicht treffender bestätigt werden als durch den Pontifex, der hoffentlich eine franziskanische Wende einleitet.
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