Rheinische Post: Kollabierte Soldaten waren auch Opfer von Straf-Märschen
Düsseldorf (ots)
Die Bundeswehrmärsche von Munster, die zahlreiche Soldaten zum Kollabieren brachten und zum Tod eines Offizieranwärters (OA) führten, haben nach Informationen der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Freitagausgabe) zum Teil Strafcharakter gehabt. "Die betroffenen OA legten dabei eine Strecke von insgesamt sechseinhalb Kilometern, streckenweise im Laufschritt zurück", heißt es in einer der Zeitung vorliegenden Unterrichtung des Ministeriums für die Obleute des Verteidigungsausschusses. Danach war vor dem im Dienstplan vorgesehenen Eingewöhnungsmarsch zwei zusätzliche Märsche befohlen worden. Einige der Soldaten hätten beim Rückmarsch zum Ausbildungsort "ergänzend Liegestütze absolvieren" müssen. Die Zusatzmärsche seien angesetzt worden, "um fehlende Ausrüstungsgegenstände in der Kaserne zu ergänzen", heißt es weiter. Auch die Anzahl der von Gesundheitsproblemen betroffenen Soldaten ist größer als zunächst angenommen. "In Summe traten nach jetzigen Erkenntnissen bei insgesamt elf Soldatinnen/Soldaten Beschwerden zu unterschiedlichen Zeitpunkten sowie in unterschiedlichen Qualitäten auf. Tragische Folgen hatte bereits der erste Zusatzmarsch: 150 Meter vor Erreichen des Zieles kollabierte ein Soldat. Er starb Tage später im Krankenhaus. Ein weiterer brach vor dem Ende des zweiten Zusatzmarsches zusammen. Nach einer Erstversorgung und einer Verlegung per Rettungshubschrauber ins Bundeswehrkrankenhaus nach Hamburg ist er "leider immer noch in kritischem Zustand", berichtet die Bundeswehr dem Ausschuss. Aus den Befragungen von Teilnehmern erfuhr ein Untersuchungsteam, dass auch eine Soldatin während des zweiten Marsches einmal und während des dritten Marsches zweimal "kurzzeitig benommen und nicht ansprechbar" gewesen sei. Fünf Offizieranwärter hätten während und nach den Märschen mit Schmerzen im Unterschenkel, mit Knieverletzungen, Bauch- und Fußschmerzen zu tun gehabt. Zwei mussten aufgrund von Verletzungen ("Sturz auf das Knie") den dritten Marsch abbrechen. Zwei weitere, ins Krankenhaus eingelieferte Marschteilnehmer haben inzwischen eine drei- bis sechswöchige "Abschlussbehandlung" begonnen. Die Bundeswehr habe keine Erkenntnisse über einen Konsum von verbotenen Substanzen, heißt es in dem Bundeswehr-Bericht.
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