Rheinische Post: Schicksalsnacht einer Kanzlerin Kommentar Von Eva Quadbeck
Düsseldorf (ots)
Gemessen daran, dass Merkel einst als Umweltkanzlerin antrat, war ihr Auftritt bei der Weltklima-Konferenz in Bonn eher schwach. Doch gemessen daran, dass sie in den kommenden Wochen ein kompliziertes Bündnis aus Kohle-Befürwortern und Klima-Schützern schmieden möchte, die noch weit mehr trennt als der Streit um den Umweltschutz, hat sie eine konkrete Kompromisslinie vorgegeben: Ein Jamaika-Bündnis wird sich wie einst Rot-Grün beim Atom-Ausstieg einen klaren Fahrplan geben müssen, wie der klimaschädliche CO2-Ausstoß durch Kohle reduziert wird - und zwar in der laufenden Wahlperiode. Der Kanzlerin steht von heute auf morgen eine Schicksalsnacht bevor. Nur wenn es ihr gelingt, in den vielen Streitfragen von Klima, Migration, innerer Sicherheit und Finanzen den Knoten zu durchschlagen, kann sie noch einmal vier Jahre regieren. Sollten die Verhandler von Union, FDP und Grünen am Freitagmorgen nicht erklären, dass sie die Grundlage für vier gemeinsame Regierungsjahre gefunden haben, dann steht auch Merkels Zukunft als Regierungschefin in Frage. Die viertgrößte Wirtschaftsmacht der Welt kann nicht ewig weitersondieren. Die Entscheidung über Jamaika muss in dieser Woche fallen.
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