Rheinische Post: Kommentar
Bayer verliert die Kontrolle
= Von Antje Höning
Düsseldorf (ots)
Bayer war gewarnt. Monsanto galt als bösester Konzern der Welt, die EU wollte den Umsatzbringer Glyphosat schon verbieten. Trotzdem griff Bayer zu und glaubte, alles unter Kontrolle zu haben oder bringen zu können. Das Gegenteil ist der Fall: Nichts hat Bayer in St. Louis unter Kontrolle. Nicht die Unternehmenskultur, wie die Listen von zu überwachenden Kritikern zeigen, die Monsanto führte und die erst jetzt auftauchen. Und nicht die Klagen: Erst unterschätzte Bayer die Wucht der Klagewelle, dann glaubte der Konzern, diese durch seine Erfahrung mit Produkthaftungsklagen brechen zu können. Nun kassiert Bayer eine Milliarden-Strafe.
Gewiss: Bisher gibt es erst drei erstinstanzliche Urteile. Doch Bayer muss nun Jahre lang ohnmächtig zusehen, wie US-Richter in 13.400 Klagen entscheiden, oder sich auf milliardenschwere Vergleiche einlassen. Der Vorstand hat Bayer in eine Sackgasse geführt. Dass Bayer nun Töchter verkauft, hat auch damit zu tun, dass der Konzern Spielraum für Vergleiche gewinnen muss. Der anhaltende Verfall des Aktienkurses macht es für zerschlagungswillige Hedgefonds immer attraktiver zuzugreifen. Monsantos schmutzige Vergangenheit holt Bayer ein - und das mit einer Wucht, die bedrohlich werden kann.
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2627
Original-Content von: Rheinische Post, übermittelt durch news aktuell