Kommentar
Verkehrswende ohne Brechstange = Von Eva Quadbeck
Düsseldorf (ots)
Die Verkehrswende wird nicht gelingen, wenn es zuerst den Bürgern erschwert wird, mit dem Auto in die Innenstadt zu gelangen und dort auch zu parken. Eine Verkehrswende mit der Brechstange erzeugt vor allem Widerstand und Stau. Bestes Beispiel dafür: die Düsseldorfer Umweltspur. Vielmehr müssen die Städte zuerst bequem mit dem Öffentlichen Nahverkehr erreichbar werden - und zwar nicht nur aus den etwas grüneren Stadtteilen, sondern auch vom Land. Idealerweise ist die Taktung von Bus und Bahn so dicht und zuverlässig, dass es noch nicht einmal hoher Parkgebühren bedarf, um die Bürger davon zu überzeugen, dass der ÖPNV attraktiver ist als das eigene Auto.
Grundsätzlich sollten die Städte so viel Gestaltungsspielraum wie möglich bekommen bei der Bewirtschaftung von Parkraum. Eine hohe Flexibilität bei der Preisgestaltung kann für alle Beteiligten lästigen Park-Suchverkehr vermeiden und die Rush-Hour entlasten. Die Städte sollten dabei aber so viele Auflagen wie nötig erhalten. Dazu gehört, dass sich ein Oberzentrum wie beispielsweise eine Landeshauptstadt nicht auf Kirchturmpolitik beschränken darf. Eine Großstadt darf nicht nur den Großstädtern verpflichtet sein. Sie muss auch an ihre Pendler denken, die morgens zur Arbeit rein und abends wieder raus müssen. Im Dienste der eigenen Kaufleute muss eine große Stadt auch dafür sorgen, dass ihre Geschäfte für die Menschen aus den umliegenden Dörfern erreichbar bleiben. Ansonsten tragen die Bürger ihr Geld nicht mehr in die Innenstädte, sondern lassen sich künftig alles von Lieferdiensten an die Haustür bringen.
Aberwitzig ist die Idee des Automobilverbandes, Parkgebühren und Knöllchen nach Einkommen zu staffeln. Soll man demnächst bei einem Strafzettel erst einmal seine Steuererklärung beim Ordnungsamt einreichen?
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