Kommentar: Politischer Schaukampf um ein Konzert
Düsseldorf (ots)
In Düsseldorf wird vermutlich bald Schreckliches passieren. Ministerpräsident Armin Laschet spricht von "keinem guten Signal" und sein bayerischer Amtskollege Markus Söder gar von einer "katastrophalen Signalwirkung". Wenn es um Corona geht, sind Statements mit ernster Miene und Überbietungsrhetorik die Regel. Das lenkt ab von eigenen Versäumnissen oder hohen Infektionszahlen. Die Diskussionen um das geplante Konzert in der Düsseldorfer Arena sind zu einem Gutteil zu verstehen als Schaukämpfe vor dem Hintergrund der Kommunalwahl in NRW und dem Ringen um die Führung der CDU. Natürlich ist es nachvollziehbar, dass ein Konzert mit 13.000 Besuchern zunächst einmal abschreckt. Befasst man sich mit dem Hygienekonzept, das unter anderem durchgängig die Mundschutzpflicht, freie Sitzplätze zwischen Besuchern und ein Einbahnstraßensystem vorsieht, kommt man ins Grübeln: Dieses Konzert, das auch noch bei geöffnetem Arena-Dach stattfinden soll, stellt eine Gefahr dar, der Ferienflug im vollbesetzten Jet oder der Besuch der vollen Düsseldorfer Altstadt aber nicht? Nebenbei erwähnt: Konzerte sind auch anderswo geplant, etwa in der Berliner Waldbühne. Wer über die richtigen Signale nachdenkt, dürfte schnell auf andere Bilder stoßen. Die öffentliche Diskussion fokussiert sich nicht intensiv genug auf die Vermeidung von Ansteckungssituationen und Prävention. Man kann ein Konzert besuchen, wenn man anderen nicht zu nahe kommt, es ausreichend Frischluft gibt und man eine Schutzmaske trägt - auch über der Nase! Letzteres wird massenhaft vernachlässigt, vor allem bei Servicekräften in der Gastronomie. Dies zu ändern, dürfte mehr Not tun als Schaukämpfe um ein Konzert.
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