Kommentar
Olaf Scholz in Gefahr = Von Eva Quadbeck
Düsseldorf (ots)
Wer in Deutschland Kanzler werden will, muss aus besonders hartem Holz geschnitzt sein. Dabei ist der Auswahl-Prozess in der eigenen Partei noch eine harmlose Veranstaltung im Vergleich zu dem Augenblick, in dem ein Kanzlerkandidat für eine Partei auf der Lichtung steht. Wie sich das anfühlt, spürt Finanzminister und Vize-Kanzler Olaf Scholz in diesen Wochen.
Scholz hat den großen Vorteil, dass er den Berliner Politik-Betrieb aus dem Eff-Eff kennt. Er ist nicht der Typ, der auf dem Parkett ausrutscht. Sein Repertoire reicht von Bandwurmsätzen im Scholzomat-Stil bis zur simplen "Wumms"-Botschaft, und emotional hat er sich sowieso im Griff. Dennoch lauert in seiner frühen Kanzlerkandidatur für ihn persönlich eine große Gefahr. Der Kandidat wird nun 13 Monate auf Leib und Magen geprüft.
In einer so langen politischen Karriere passieren auch viele Fehler. Manche sind offensichtlich - wie sein Management rund um den G20-Gipfel 2017 in Hamburg. Andere mögliche Fehler - und das sind die für die Kandidatur kritischen - kommen nun erst heraus oder werden noch einmal in neuem Licht gesehen. Ein bisschen Bafin hätte Scholz wahrscheinlich noch an sich abtropfen lassen können. Aber die Häufung eines Bafin-Untersuchungsausschusses, von peinlichen Fragen nach seiner Rolle in Cum-Ex-Geschäften und von Debatten um alte Versäumnisse bei der HSH-Nordbank kann in der Gesamtschau dem Image des seriösen Finanzministers schaden. Mehr noch: Sollte sich herausstellen, dass Scholz tatsächlich dazu beigetragen hat, die Banker vor Steuernachzahlungen zu schützen, dann wird sein Ruf nach "Respekt" für Leute, die für kleine Löhne hart arbeiten, an Glaubwürdigkeit verlieren.
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