Rheinische Post: Kanzlerin allein reicht nicht
Düsseldorf (ots)
Von Reinhold Michels
Man hatte nach der Bundestagswahl nicht selten den Eindruck, als genüge es der CDU, Angela Merkel als Kanzlerin durchzuboxen, und als sei über diesen Kanzlerwahlvereins-Machtwillen hinaus viel Lebendigkeit aus der Partei gewichen. Nun kehrt endlich die selbstkritische Vitalität mit Wucht zurück. Merkel, die bei günstigen Rahmenbedingungen ein miserables Wahlergebnis zu verzeichnen hat, gerät schneller als ihr lieb ist zwischen zwei Fronten. Die eine repräsentiert der Wirtschaftsflügel, den zunehmend irritiert, dass Merkel wohl an wackeren Reformen interessiert ist, aber weit mehr am Kanzleramt. Die andere steht für die Christlich-Sozialen in der Union, die die CDU nicht als große FDP wollen, sonder als breite Volkspartei mit Wählern in Einfamilienhäusern und Mietblocks. Die Wahlen der Vergangenheit belegen allesamt, dass CDU und CSU (Letzterer ist das in Fleisch und Blut übergegangen) stets nur dann gut abgeschnitten haben, wenn sie als Unternehmer- und Arbeiterpartei zugleich erkennbar blieben. Die kleinen Leute, ohne deren Ja niemand Volkspartei sein wird, hatten bei Schröders SPD das Gefühl, dass es nicht gerecht zuging. Das Resultat heißt "Linkspartei". Unions-Leute wie Koch, Wulff, Stoiber, Seehofer, Böhr, Laumann und Rüttgers sehen die Gefahr fehlender Balance. Merkel muss zügig sehend gemacht werden.
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