Rheinische Post: Mehr Freiheit wagen
Düsseldorf (ots)
Von Jens Voss
Das neue Schulgesetz für NRW beabsichtigt offenbar einen Kulturbruch. Wenn er glückt, haben die Schulen der Zukunft mehr Freiheit, ihren Schulalltag zu gestalten. Das ist eine Chance auch für all die Lehrer, die immer dann über die Erlassflut aus dem Schulministerium klagen, wenn die Beschlüsse von Bildungsbürokraten in der Schule bizarre Folgen zeitigen. Mit dieser Art der Erlass-Herrschaft ist zuletzt die frühere SPD-Schulministerin Gabriele Behler gescheitert. Sie hatte sich bitter über die "Bunker-Mentalität" von Lehrern beklagt, die mit Erlassen nicht zu steuern seien. Daraus wird umgekehrt ein Schuh: Politiker, die mit 1000 Vorschriften in den Unterricht hineinregieren wollen, müssen sich nicht wundern, wenn die Praktiker sich entnervt entziehen. Der Neuansatz heißt Lernstandserhebungen, also regelmäßige Messungen über den Leistungsstand von Schülern. Die Idee: Bildungsziele werden vorgegeben; den Weg dorthin sollen die bestimmen, die bilden - die Lehrer. Ob die Schulen diese Freiheit wirklich erhalten, wird sich zeigen. Zudem gilt es, an eine einfache Zahl zu erinnern: fünf Millionen Stunden Unterrichtsausfall. Diese skandalös hohe Zahl muss drastisch gesenkt werden. Was hilft ein tolles Schulgesetz - für Unterricht, der nicht stattfindet.
Rückfragen bitte an:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2303
Original-Content von: Rheinische Post, übermittelt durch news aktuell