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Rheinische Post: Worte in den Wind

Düsseldorf (ots)

Von Reinhold Michels
Joseph Ratzinger hat sich den Papst-Namen Benedikt gegeben, weil 
er an zwei Persönlichkeiten der abendländischen Kultur- und 
Kirchengeschichte erinnern wollte: den Ordensgründer Benedikt, den 
man auch den Patron Europas nennt, und Benedikt XV., der als 
"Friedenspapst" gegen den Völker-Totentanz 1914-1918 das Wort 
ergriffen hatte. Die Stahlgewitter des Ersten Weltkriegs übertönten 
bekanntlich die Mahnung aus dem Vatikan.
Nun tritt Benedikt XVI. mit seiner katholischen (= das Ganze 
umfassenden) Friedensbotschaft 2006 vor die Völker der Welt. Ob er 
gehört werden wird? Wenn man sich daran erinnert, wie Johannes Paul 
II. in den Wind sprach, als er vor dem Brandfackel-Wurf in den Irak 
warnte, muss man skeptisch sein. Dass Hassredner und Waffennarren in 
und außerhalb von Staatsämtern oder gar Terroristen der Tat zur 
Einsicht kommen, bleibt ein frommer Wunsch. Der Papst spricht zwar 
für die ganz große Mehrheit der Völker, wenn er diesen Wunsch äußert;
aber dass nicht einmal das millionenfache Menschenschlachten in zwei 
Weltkriegen des 20. Jahrhunderts die mächtige Minderheit der 
Böswilligen zur Vernunft bringen konnte, lässt nichts Gutes ahnen, 
was die Friedfertigkeit des 21. Jahrhunderts angeht.

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