Rheinische Post: Vom Aufschwung entwöhnt
Düsseldorf (ots)
Von Martin Kessler
Die Börse boomt, die Geschäftsaussichten sind günstig, die Firmen stellen sogar wieder ein. Ein normaler Konjunkturzyklus beginnt. Nach fünf schwachen Jahren in Folge sind die Deutschen von höheren Wachstumsraten so entwöhnt, dass sie den Aufschwung wie ein Wunder empfinden. Doch es geht - wie immer in der Wirtschaft - mit rechten Dingen zu. Nach jeder Dürreperiode beginnt irgendwann wieder eine Blütezeit. Doch das ist auch das Tückische an der neuen Situation. Wenn die Wachstumsraten anzogen, haben sich die Politiker noch jedes Mal sofort in den Sessel zurückgelehnt. Das war im Boomjahr 2000 so und auch in den Anfangsjahren der Wiedervereinigung. Als Folge blieben wichtige Reformen aus. Unpopuläre Vorhaben wie Kürzungen der Sozialleistungen oder Subventionen wurden kurzerhand vertagt. Auch die Große Koalition hat bislang wenig Mut gezeigt. Schon 2007 könnte die höhere Mehrwertsteuer die Konjunktur wieder bremsen. Manche sehen gar in den Vorzieheffekten den Hauptgrund für den derzeitigen Aufschwung. Die Koalition könnte umgekehrt die bessere Wirtschaftslage für Reformen nutzen. Insbesondere im Arbeitsmarkt. Wenn man etwas leichter einen neuen Job findet, fällt es vielen Arbeitnehmern leichter, auf Privilegien wie übertriebenen Kündigungsschutz oder zu kurze Arbeitszeiten zu verzichten.
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