Rheinische Post: Grundschul-Patt - von JENS VOSS
Düsseldorf (ots)
Wer im Streit um verbindliche Grundschulgutachten gehofft hatte, von Experten Klarheit über den besten Weg zu bekommen, der wurde gestern im Landtag enttäuscht. Die Fachwelt ist gespalten, ob nun völlige oder eingeschränkte Elternfreiheit in der Schulwahl besser ist. Diese Patt-Situation hat ihre eigene Logik: Die Politik darf und muss entscheiden. So verdient der Weg der Landesregierung, Grundschul-Gutachten höhere Verbindlichkeit zuzuweisen, eine Chance. Ohnehin dürften die Auswirkungen so dramatisch nicht sein: Der Elternwille soll nur dann nicht zum Tragen kommen, wenn ein Kind "offensichtlich" nicht geeignet ist fürs Gymnasium. Das heißt ja wohl: Im Zweifel für den Elternwillen. Wenn dieses Prinzip umgesetzt wird, dürfte es so viele Streitfälle nicht geben. Umgekehrt sind die erhofften positiven Effekte nicht von der Hand zu weisen. Manchem überforderten Kind könnte tatsächlich eine Leidenszeit am Gymnasium erspart bleiben.
Zugleich steckt zwischen den Zeilen des Gesetzes eine Botschaft, die vielleicht die eigentlich provozierende ist: Das Gymnasium soll kein billiger Jakob sein; über den Zugang entscheidet - Leistung. So verordnet dieses Gesetz Schulen, Eltern und Schülern eine Prise Leistungsdenken. Das ist gut so.
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