Rheinische Post: Hartz-Revisoren im Hühnerstall
Düsseldorf (ots)
Von Thomas Wels
So viele Generalrevisoren wie dieser Tage waren in Sachen Hartz noch nie unterwegs. Das ist verständlich, schließlich laufen die Kosten um zig Milliarden aus dem Ruder, und die Ergebnisse bei der Arbeitsvermittlung sind mehr als dürftig. Eine sachliche Ursachenanalyse sieht allerdings anders aus als das, was die größten Kritiker der Arbeitsmarktreformen, die allesamt aus der Union stammen, derzeit abliefern. Generalrevisor Stoiber will die Höhe der Unterstützung an die Lebenshaltungskosten koppeln, was bedeutete, dass eine Hartz-IV-Lebenshaltungsberechnungs-Bürokratie versucht herauszufinden, wie viel mehr der Münchner Arbeitslose bekommen muss als der Erfurter. Generalrevisor Pofalla hat erkannt, dass die soeben beschlossene Verschärfung nicht ausreicht, um das eingeplante Sparvolumen zu erreichen, und fordert einen Sanktionskatalog. Generalrevisor Laumann hat als Übel der Stunde die mangelhafte Vermittlung der Bundesagentur für Arbeit ausgemacht und fordert Abhilfe. NRW-Ministerpräsident Rüttgers, der das Patent auf die Generalrevision hält, will hingegen die Ansprüche der langjährig Beschäftigten erhöhen, was dummerweise noch mehr Geld kostet. Der Hartz-Pfusch ist zu beseitigen, dringend. Aber wenn jeder an einer anderen Ecke zu hämmern beginnt, wird's nicht besser.
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