Rheinische Post: Saddam am Ende
Düsseldorf (ots)
Von Godehard Uhlemann
Die Ära Saddam Hussein geht nicht mit seinem Tod zu Ende. Das ist sie erst, wenn die Taten des einst allmächtigen irakischen Herrschers aufgearbeitet sind. Doch die juristische und historische Bewältigung muss man wollen, und man muss die Resultate ertragen und aus ihnen lernen. Iraks Gesellschaft ist tief gespalten, weil die einstigen Opfer, die Unterdrückten, Verfolgten und Gepeinigten heute die Macht haben. Saddams Gefolgsleute befinden sich in Unterzahl, doch ihre militärisch-terroristische Macht demonstrieren sie täglich bei Anschlägen. Der Irak ist in Alarmbereitschaft: Dies erfolgt nicht wegen einer äußeren Bedrohung, sondern wegen der begründeten Angst vor schweren inneren Konflikten infolge der Hinrichtung des Ex-Herrschers. Sein Tod ist nicht abwendbar, weil sich Iraks Justiz als unabhängig empfindet und ihre Urteile auch umsetzt. Die Angehörigen von Saddams Opfern wollen seinen Tod. Man mag das Wort Gerechtigkeit bemühen, doch auch Empfindungen von Vergeltung und Rache spielen eine dominante Rolle. Saddam ist kein Alleintäter. Er hatte Helfer, Mitwisser, Mittäter. Es wäre zu einfach, in Saddam Hussein die Ausgeburt des Bösen zu sehen und den Rest buchstäblich unter den Teppich des Vergessens zu kehren.
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