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Rheinische Post: Truppe im Zwielicht

Düsseldorf (ots)

Von Helmut Michelis
Der Prozess um die Rekruten-Misshandlungen in Coesfeld hat nur ein
Gutes: sein Zustandekommen. Denn die Verhandlung setzt das deutliche 
Zeichen, dass solche Vorgänge einer Armee in der Demokratie unwürdig 
sind und geahndet werden müssen - schon um eventuelle Nachahmer 
abzuschrecken. Erfreulicherweise hat die Bundeswehr-Führung nichts 
vertuscht, sondern ist mit dem Skandal selbst an die Öffentlichkeit 
getreten. Die ersten Aussagen warfen aber kein gutes Licht auf den 
Alltag der Truppe: Stromschläge, Tritte, Fesselungen - so geht man 
nicht mit Soldaten um, wenn man den Staatsbürger in Uniform ernst 
nimmt. Besonders erschreckend war die Naivität der Vorgesetzten: Sie 
hätten den Rekruten nur eine spannende Ausbildung anbieten wollen. 
Greift hier das gesamtgesellschaftliche Phänomen verrutschter Werte? 
Dafür spricht, dass auch die meisten Rekruten die dubiose Aktion 
offenbar als "normal" ansahen. Die Bundeswehr hat dagegen reagiert, 
entwarf Leitbilder, überarbeitete Vorschriften und Ausbildung. 
Wichtiger, so zeigt der Fall, ist die Kontrolle. Die mit Papierkrieg 
überlasteteten Offiziere müssen wieder Zeit für ihre Soldaten haben. 
Dann könnten die Auswüchse von Coesfeld hässlicher Einzelfall 
bleiben.

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