Liebe zum Fußball und die literarische Rolle Heidelbergs: Erster Sammelband zu Saša Stanišićs Werk
Liebe zum Fußball und die literarische Rolle Heidelbergs: Erster Sammelband zu Saša Stanišićs Werk
Seine Texte werden in den Schulen behandelt und Universitäten laden ihn zu Poetikdozenturen ein – der in Heidelberg aufgewachsene Schriftsteller Saša Stanišić gehört zu den etablierten Größen im deutschen Kulturbetrieb. Die Mannheimer Literaturwissenschaftlerinnen Katja Holweck und Amelie Meister haben nun den ersten Sammelband zu seinem Werk herausgegeben.
Saša Stanišićs Dankesrede im Frankfurter Kaisersaal 2019 gehört zu den politischsten, die ein*e Preisträger*in des Deutschen Buchpreises je gehalten hat. In dieser wandte er sich gegen den österreichischen Schriftsteller Peter Handke, der im selben Jahr den Literaturnobelpreis bekam. Als Schriftsteller geht Stanišić auch sonst politischen Themen selten aus dem Weg und mischt sich gerne in den gesellschaftlichen Diskurs ein. „Stanišić ist ein Autor, der nicht in seinem stillen Kämmerlein schreibt und für sich bleibt, sondern auch zu politischen Themen offen Stellung bezieht“, sagt Katja Holweck, Mitherausgeberin des kürzlich im De Gruyter-Verlag erschienen Sammelbands „Saša Stanišić – Poetologie und Werkpolitik“. Holweck ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft II an der Universität Mannheim und hat das Buch gemeinsam mit der Doktorandin Amelie Meister herausgegeben.
Dass die Wahl der beiden Autorinnen auf den deutsch-bosnischen Schriftsteller fiel, ist vor allem darauf zurückzuführen, dass dieser sich oft und gerne öffentlich stark positioniert, in den sozialen Medien aktiv ist und mit Leser*innen gerne in Kontakt tritt. „Es ist sicherlich kein Alleinstellungsmerkmal von Stanišić, aber es zeichnet sein Auftreten als Autor stark aus. Geforscht wurde dazu bislang allerdings wenig“, stellt Meister fest.
Die insgesamt zehn Beiträge von Stanišić-Kennern haben unterschiedliche Schwerpunkte: Joscha Klüppel schreibt beispielsweise über den Tod als wiederkehrendes Motiv in Stanišićs Werk, Amelie Meister über seine Liebe zum HSV und Fußball allgemein und Astrid Henning-Mohr über das Prinzip der Mehrsprachigkeit in seinem neuesten Kinderbuch. „Die Forschung hat bisher einen Schwerpunkt auf die Migrationsgeschichte des in Bosnien geborenen Autors gelegt“, erklärt Holweck. „Die Beiträge in unserem Sammelband bieten neue Perspektiven auf sein Werk und behandeln weitere Facetten, wie beispielsweise die frühen Fantasy-Geschichten, seine Kinderbücher oder seine Inszenierung als Autor“. Von ihr selbst stammt der Beitrag über die literarische Rolle Heidelbergs in Stanišićs bekanntestem Roman „Herkunft“.
Alle Texte basieren weitgehend auf literaturwissenschaftlichen Vorträgen, die 2020 in einer Konferenz über Stanišić in Mannheim gehalten wurden. Das Cover für den Band hat der bekannte Mannheimer Illustrator Ansgar Lorenz entworfen. Gestaltet hat er es in den HSV-Farben blau und weiß. Wahrscheinlich ganz nach dem Geschmack des Wahl-Hamburgers Stanišić.
Das Buch ist sowohl als Print-Version wie auch im Open-Access Verfahren erschienen. Der Link zum Download ist hier zu finden.
Kontakt: Katja Holweck Seminar für Deutsche Philologie Universität Mannheim E-Mail: holweck@uni-mannheim.de
Amelie Meister Seminar für Deutsche Philologie Universität Mannheim E-Mail: meister@uni-mannheim.de
Yvonne Kaul Forschungskommunikation Universität Mannheim Tel: +49 621 181-1266 E-Mail: kaul@uni-mannheim.de