ZDB Zentralverband Dt. Baugewerbe
Frauenrath: Bauwirtschaft noch nicht über dem Berg - Trotz Beschäftigungsabbau mehr Lehrlinge im ersten Lehrjahr
Berlin (ots)
"Die Bauwirtschaft ist immer noch nicht in der Talsohle angekommen, von der es wieder aufwärts gehen könnte. Die Aussichten für die konjunkturelle Entwicklung in 2005 müssen angesichts der Frühindikatoren wie Baugenehmigungen und Auftragseingänge verhalten ausfallen." So kommentierte der Präsident des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe, Arndt Frauenrath, die Lage der Branche anlässlich des Deutschen Baugewerbetages 2004 heute in Freiburg. Die Baugenehmigungen für gewerbliche Hochbauten sind weiter rückläufig. Mit Stand August fiel das Genehmigungsvolumen auf Basis der veranschlagten Kosten um 17,5 % hinter den vorjährigen Wert zurück.
Die Wohnungsbaugenehmigungen gingen bis einschließlich August um rund 6 % zurück. Bei den Ein- und Zweifamilienhäusern wurden im bisherigen Jahresverlauf 122.000 Wohnungen genehmigt, das sind nahezu 9 % weniger als im Vorjahreszeitraum. "Hier spüren wir die Kürzungen der Neubauförderung bei der Eigenheimzulage mit aller Wucht." So der ZDB-Präsident dazu. Im mehrgeschossigen Wohnungsbau liegt derzeit die Genehmigungszahl mit gut 45.000 Wohnungen nahezu auf Vorjahresniveau.
Die öffentlichen Haushalte stehen weiterhin unter einem erheblichen Konsolidierungsdruck. Dennoch hielten Bund und Länder in den zurückliegenden Jahren ihre unmittelbaren Investitionsvolumina weitgehend konstant. Allerdings fährt der Bund seine Investitionen im kommenden Jahr deutlich zurück. Dies betrifft die Infrastrukturinvestitionen gleichermaßen wie die Finanzbeihilfen an die Kommunen.
Der Verband, der die Interessen der mittelständischen Bauwirtschaft, die immerhin mehr als 70 % der Bauleistungen in Deutschland erbringt, vertritt, korrigierte seine Frühjahrsprognose zur Baukonjunktur geringfügig nach unten. "Wir hatten bei den Bauinvestitionen einen Rückgang von 0,8 % und bei den Umsätzen von 2 % prognostiziert. Die zum bisherigen Jahresverlauf vorliegenden Daten lassen erwarten, dass sich diese negative Prognose leider bewahrheiten wird. Sie könnte sogar noch ungünstiger ausfallen. So ist bei den Bauinvestitionen ein Minus von einem Prozent auf dann 208 Mrd. Euro, bei den Umsätzen ein Rückgang um 3 % auf dann 80 Mrd. Euro und bei den Beschäftigten eine Verringerung um 45.000 Personen auf dann 770.000 Beschäftigte im Jahresdurchschnitt möglich." Erläuterte Frauenrath die Aussichten. Trotz dieses massiven Beschäftigungsrückgangs hat das Baugewerbe in diesem Jahr zum zweiten Mal nach 2003 eine Zunahme der Lehrstellen zu verzeichnen: Die Zahl der Lehrlinge im ersten Lehrjahr wird sich in diesem Jahr wiederum um 3 bis 4 % erhöhen, nach 3,5 % im vergangenen Jahr.
"Dafür gebührt unseren mittelständischen Betrieben des Bauhandwerks Dank, denn sie tragen mit knapp 72 % die Hauptlast der Ausbildung am Bau. Dies zeigt auch, dass mittelständische Unternehmer sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind und diese auch sehr ernst nehmen." kommentierte Frauenrath diese Entwicklung.
Für 2005 erklärte er: "Unter der Voraussetzung, dass sich das Wirtschaftswachstum im Jahr 2005 wieder auf eine anziehende Binnennachfrage gründet, könnte das Volumen der Bauinvestitionen diesen Jahres von voraussichtlich 208 Mrd. Euro annähernd erreicht werden. Dazu wäre vor allem ein nur minimaler Rückgang des Wohnungsneubaus und eine Stabilisierung der gewerblichen Bauinvestitionen notwendig. Für die öffentliche Hand bleibt angesichts des Konsolidierungsbedarfs wohl kaum die Möglichkeit, das Bauinvestitionsvolumen zu halten oder gar zu stärken. Nur wenn die gesamtwirtschaftlichen Bauinvestitionen ungefähr dieselbe Höhe erreichen wie in diesem Jahr, werden die Umsätze im Bauhauptgewerbe stabil bleiben. Selbst dann würde die Beschäftigung am Bau weiter abnehmen."
Allerdings gestand er zu, dass die Prognose mit vielen Wenn und Aber belastet sei. "Wenn der Wohnungsneubau demnächst aufgrund einer eklatanten politischen Fehlentscheidung, nämlich der Abschaffung der Eigenheimzulage einbricht, dann wird sich die Bauwirtschaft deutlich weiter nach unten bewegen, als wir dieses heute vorher sehen können. Dann werden wir wiederum zigtausend Arbeitsplätze verlieren. Denn noch stützt der Wohnungsbau die Baukonjunktur."
Er appellierte daher an die Regierungsfraktionen in Berlin, aber auch an die Bundesländer, keine weiteren Verschlechterungen bei der Eigenheimzulage mehr vorzunehmen und auf eine völlige Abschaffung zu verzichten.
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