Wasserstoff ab 2003 an öffentlicher Aral Tankstelle in Berlin: Kraftstoff der Zukunft im Praxistest
Bochum/Hamburg (ots)
Aral plant 2003 in Berlin die Eröffnung der ersten öffentlichen Wasserstoff-Straßentankstelle der Welt, die den Kunden außer konventionellen Kraftstoffen auch Wasserstoff anbietet. "Dieses Projekt markiert einen wichtigen Fortschritt auf dem Weg zur Einführung des alternativen Energieträgers Wasserstoff. Denn es wird in bedeutender Weise zur Klärung offener technischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Fragen beitragen," erklärte Bernd Nierhauve, Leiter der Aral Kraftstoffforschung, anlässlich der Messe Wasserstoff Expo in Hamburg. Aral will diese Wasserstoff-Tankstelle auf einem Gelände am Berliner Messedamm realisieren - mit allem, was der Kunde von heute erwarten kann: leistungsfähige konventionelle Kraftstoffe, Erdgasbetankung, Car Wash, Shop und Bistro.
Die Station ist Teil der Clean Energy Partnership (CEP), einem Projekt von Aral, BMW, BVG, DaimlerChrysler, Ford, GHW, Linde, MAN und Opel. Ziel der CEP ist es, die Alltagstauglichkeit von Wasserstoff zu erproben. Die Partnerschaft entstand im Rahmen der Verkehrswirtschaftlichen Energiestrategie (VES), die von Wirtschaftsunternehmen - unter anderem auch von Aral - und der Bundesregierung 1998 ins Leben gerufen wurde, um eine Strategie zur Markteinführung eines zukunftsfähigen, alternativen Kraftstoffes zu erarbeiten.
Wasserstoff hat hohes Innovationspotential
"Langfristig gesehen, hat sich Wasserstoff als die zukunftsfähigste Lösung herausgestellt, um Treibhausgase zu reduzieren und Nachhaltigkeit zu garantieren", sagte Nierhauve gestern in Hamburg. "Der politisch-strategische Hauptvorteil von Wasserstoff liegt darin, dass Wasserstoff sehr flexibel und mit großem Potential regenerativ hergestellt werden kann. Hierdurch können CO2-Emissionen langfristig deutlich vermindert werden." Aral vertritt ferner die Meinung, dass die Wasserstofftechnologie und deren Anwendung im Verkehr ein hohes Innovationspotential und damit auch neue Wachstumsfelder für den Wirtschaftsstandort Deutschland bieten.
Aral Tankstelle ermöglicht realitätsnahe Erprobung
Die neue öffentliche Aral Wasserstoff-Tankstelle in Berlin ermöglicht bis mindestens 2006 die realitätsnahe Erprobung und Sammlung praktischer Er-fahrungen bei der Herstellung, Anlieferung und Speicherung von Wasserstoff, aber auch bei Genehmigungsverfahren und -recht für den Bau und Betrieb der Tankstelle. Dies ist für die Automobilindustrie und die Energie-wirtschaft gleichermaßen wichtig, um die Grundlagen für den Aufbau einer flächendeckenden Wasserstoff- und Tankstelleninfrastruktur zu schaffen.
"Unter Berücksichtigung relevanter Aspekte wie der Verringerung der CO2-Emissionen kommen als Primärenergien für die Wasserstofferzeugung im Grunde nur regenerative Energiequellen in Frage", erklärte Nierhauve. Da die Wasserkraftpotenziale in Deutschland und Europa weitgehend ausgeschöpft seien, hätten Windkraft und Biomasse als Primärenergiequellen besondere Bedeutung. Dabei biete Windkraft mittelfristig das größte erschließbare Potential.
"Insgesamt könnte der aus europäischen Quellen stammende, regenerativ hergestellte Flüssig-Wasserstoff (LH2) 23 Prozent des derzeitigen Kraftstoffverbrauchs decken", so Nierhauve. Bei der Herstellung von gasförmigem Wasserstoff (CGH2) seien es sogar 30 Prozent. Flüssig-Wasserstoff müsse aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und Energieeffizienz zentral hergestellt werden. Gasförmiger Wasserstoff hingegen sei besser dezentral direkt an der Tankstelle herzustellen, da seine Verteilung von einer zentralen Stelle aus - aufgrund des niedrigen Energiegehalts von CGH2 - einen enormen Anstieg der Kraftstoff-Spedition erfordern würde.
Verschiedene Modelle der Herstellung und Speicherung
An der Aral Wasserstoff-Tankstelle in Berlin werden zukünftig verschiedene Alternativen erprobt - die Abspaltung von gasförmigem Wasserstoff aus Wasser mittels Elektrolyse ebenso wie die Anlieferung und Speicherung von flüssigem Wasserstoff.
Auch bei der Anwendung von Wasserstoff in Fahrzeugen, mit der sich die Automobilhersteller intensiv befassen, gebe es noch eine Reihe von Fragen zu klären, erklärte der Leiter der Aral Kraftstoffforschung. Zwar sei die Brennstoffzellen-Technik als Alternative zum Verbrennungsmotor weiter vorangeschritten, doch Lösungen für die praxistaugliche Speicherung von gasförmigem Wasserstoff mit einer Druckerhöhung auf 700 bar und die Integration von Speichersystemen in die Fahrzeuge seien noch nicht endgültig erarbeitet. Erste Flottendemonstrationen von Brennstoffzellen-Fahrzeugen mit Wasserstoff würden in Kürze beginnen. Mit der Großserienreife sei aber nicht vor 2010 zu rechnen.
Parallel zur Entwicklung der technischen Rahmenbedingungen, müsse auch an der Attraktivität und Akzeptanz der neuen Fahrzeugkonzepte gearbeitet werden, erklärte Nierhauve. "Die kundenrelevanten Fahrzeugeigenschaften müssen mindestens gleichwertig zu den von Benzin- und Dieselfahrzeugen sein."
Hoher Investitionsbedarf für die Infrastruktur
Im Hinblick auf den Investitionsbedarf für den Aufbau einer Wasserstoffin-frastruktur für den Verkehrssektor (Primärenergie-Bereitstellung, Kraftstofferzeugung, Kraftstoffverteilung, Tankstellen) erläuterte Nierhauve verschiedene von der Initiative Verkehrswirtschaftliche Energiestrategie entwickelten Szenarien. So untersuchten die VES-Experten, ob in 2010 ein Marktanteil am gesamten Kraftstoffverbrauch des deutschen Straßenverkehrs von 2,5 Prozent und 2020 von 15 Prozent erreicht werden könnte.
Je nachdem, ob in Zukunft 50 oder 100 Prozent des benötigten Wasserstoffs aus erneuerbaren Primärenergiequellen produziert würden, rechne die VES mit einem Investitionsbedarf für den Aufbau einer Wasserstoff- und Tankstelleninfrastruktur im Zeitraum von 2007 bis 2020 zwischen 43 und 100 Milliarden Euro.
Angesichts der relativ hohen Investitionssummen und dem aktuellen Stand der Technik, werde die Umstellung heutiger Versorgungsstrukturen auf neue, nachhaltige Energieformen aber mehrere Dekaden erfordern, prognostizierte der Leiter der Aral Kraftstoffforschung in Hamburg. "Die heutigen Kraftstoffe werden noch lange die tragenden Säulen der Mobilität sein. Deshalb sollten die aktuellen Energie- und Fahrzeugtechnologien intensiv weiterentwickelt werden. Unser Ziel sollte es sein, die CO2-Emissionen und den Energieverbrauch auch mit konventionellen Techniken so weit wie möglich zu reduzieren."
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