Hitzfeld bei Premiere: "Die Spieler haben mich nicht bewusst im Stich
gelassen!" Rummenigge: "Das ist nicht Bayern München!"
Rehhagel:
"Ballack ist noch kein Effenberg!"
München (ots)
Nach der 1:2-Niederlage bei Deportivo La Coruña verabschiedet sich der FC Bayern nicht nur aus der UEFA Champions League, sondern ganz aus dem internationalen Geschäft. Die Mannschaft von Trainer Ottmar Hitzfeld ist mit nur einem Punkt aus fünf Spielen Schlusslicht der Gruppe G und kann auch Rang drei und damit einen Platz für den UEFA Cup nicht mehr erreichen. "Die Enttäuschung ist riesig", erklärte Ottmar Hitzfeld gegenüber Premiere. "Viele Spieler haben einfach nicht die notwendige Leistung gezeigt, um La Coruña zu schlagen. Die ersten und die letzten 20 Minuten haben wir ganz gut gespielt, aber dazwischen war zu viel Leerlauf."
"Die Spieler haben mich bestimmt nicht bewusst im Stich gelassen", wiegelte der Münchner Coach Spekulationen ab, dass einige Akteure gegen ihn gespielt hätten. "Aber es hat sich gezeigt, dass die Mannschaft psychisch nicht so stabil ist, wie sie sein müsste, um mit dem Druck fertig zu werden." Seine Zukunft sieht Hitzfeld indes auch weiterhin auf der Trainerbank des FC Bayern: "Ich bin ein Fighter und kein Schönwetter-Trainer. Ich muss auch solche Situationen überstehen!"
Auch Premiere Experte Rudi Völler bezeichnete das Abschneiden des FC Bayern in der Champions League als enttäuschend, blickte aber zuversichtlich in die Zukunft: "Im Hintergrund sind erfahrene Leute am Werk. Ottmar Hitzfeld wird die Situation mit Sicherheit meistern. Es ist sicherlich bitter und eine neue Erfahrung für die Bayern, aber ich bin davon überzeugt, dass die Münchner jetzt in der Bundesliga und im Pokal eine ganz große Rolle spielen wollen und auch werden." Studiogast Otto Rehhagel warnte ebenfalls vor überstürzten Reaktionen an seiner alten Wirkungsstätte: "Die Bayern müssen jetzt zeigen, dass sie mit dieser Situation umgehen können. Sie müssen kühl und sachlich analysieren und dürfen jetzt nicht Panik verbreiten. Die Leute sind ja erfahren genug."
Zur Diskussion um eine fehlende Leitfigur im Team des FC Bayern meinte Rehhagel: "Man hat Michael Ballack am Anfang zu sehr hochgejubelt, als Wunderspieler bezeichnet. Der Michael ist ein sehr guter Spieler, aber er ist noch kein Effenberg! Effenberg ist rotzfrech, der fürchtet niemanden, legt sich mit allen Leuten an und hat ein unglaubliches Selbstbewusstsein. Das kann der Michael noch nicht haben. Er kann heute noch nicht das für die Mannschaft sein, was Effenberg einmal war."
Bereits in der Halbzeitpause hatte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, Karl-Heinz Rummenigge, seinen Unmut über das Auftreten der Bayern-Kicker im Premiere-Interview geäußert: "Ich bin enttäuscht, verärgert und unzufrieden! Wir haben hier eine große Chance, mit einem Sieg die Tür doch noch aufzukriegen. Die letzten 35 Minuten waren indiskutabel. Mit so einer Leistung kann man hier nicht gewinnen. Ich mache mir da große Sorgen. In so einem Spiel muss man brennen. Den Eindruck hat man von der Mannschaft nicht. Das ist eine Enttäuschung, das ist eine Blamage, das ist nicht Bayern München!"
Bei weitem erfolgreicher verlief der Champions League-Abend für Bayer 04 Leverkusen. Durch den 2:0-Sieg über Olympiakos Piräus kann sich Trainer Klaus Toppmöller bereits über das Erreichen der Champions League-Zwischenrunde freuen: "Wir wussten, dass wir in dieser Saison nicht den glänzenden Fußball spielen können wie im letzten Jahr. Wir haben mit Ballack und Zé Roberto zwei absolute Vollgranaten nach München verloren. Es geht momentan nur über Fight und Einsatz, aber wir sind auf einem guten Weg. Das war heute im Ansatz schon ein schönes Spiel. Wir sind gut gestanden und haben keine Torchancen für Piräus zugelassen. Wir wollten unbedingt zu Null spielen. Das einzige Manko war, dass wir zu lange auf das zweite Tor warten mussten. Die Chancenverwertung hat mich schon ein bisschen gewurmt."
Zum Abschied des FC Bayern von der internationalen Bühne meinte Toppmöller: "Das beschäftigt einen schon. Wir waren ja alle angetreten, um uns für die nächsten Jahre einen weiteren Platz zur Qualifikation für die Champions League zurück zu erkämpfen. Deshalb ist es sehr schade für den deutschen Fußball, dass Bayern ganz raus ist. Wir waren nah dran, aber jetzt müssen wir wahrscheinlich noch ein paar Jahre warten."
Die UEFA hat die Partie der Gruppe B, Spartak Moskau - FC Basel, nun auf Dienstag, 5. November, verlegt. Premiere zeigt das Nachholspiel live und im Zweikanalton ab 17.55 Uhr.
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