KBV - Kassenärztliche Bundesvereinigung
KBV zu Arzneimitteln
Krankenkassen-Politik macht Patienten zu
Pflegefällen
Berlin (ots)
"800.000 Demenzkranke in Deutschland können wir nicht mehr richtig behandeln. Wir haben neue Medikamente, mit denen wir die Krankheit wirkungsvoll bremsen könnten. Aber wir sollen sie nicht verschreiben, um das Geld zu sparen." Das sagte der Erste Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Manfred Richter-Reichhelm, am 16. September in Berlin. Die Folgen nannte Richter-Reichhelm katastrophal: "Die Patienten werden in Pflegeheime abgeschoben."
Trotzdem wollten die Krankenkassen bei Arzneimitteln weiter sparen - obwohl sie bei anderen Dingen durchaus großzügig seien. "Die Kassen suchen nach Schuldigen dafür, dass sie mit ihrem Geld nicht auskommen. Dass unsere Patienten mehr Arzneimittel gebraucht haben, kommt ihnen da gerade recht." Richter-Reichhelm wies auf die Fakten hin: "Die Ausgaben für Medikamente sind im ersten halben Jahr 2002 nur um 3,9 Prozent gestiegen." Damit nähmen sie den sechsten Platz bei den Ausgabensteigerungen in der gesetzlichen Krankenversicherung ein.
"Das sind fünf Gründe für Beitragssatzsteigerungen, die mit Arzneimitteln rein gar nichts zu tun haben", sagte der KBV-Chef. Dazu gehörten auch die Verwaltungskosten der Kassen - die seien nämlich um vier Prozent gestiegen. "Wenn die Beitragssätze steigen, dann ist das schon lange vorbereitet. Die Arzneimittelausgaben sind nur vorgeschoben", sagte Richter-Reichhelm.
Er forderte auch die Politik auf, sich dieser Tatsache zu stellen: "Bislang ist Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt der Kassenargumentation auf den Leim gegangen. Dabei ist klar: Die Ärzte sind nicht die Kostentreiber im System."
Der KBV-Vorsitzende kritisierte die Doppelmoral der Kassen-Ökonomen: "Gegenüber ihren Mitgliedern versprechen sie die Leistungen vom Himmel herunter. Wenn wir Ärzte unseren Patienten aber Medikamente verschreiben, die ihnen Hoffnung auf eine Besserung ihrer Krankheit geben können, werfen sie uns Verschwendung vor." Richter-Reichhelms Fazit: "Die Bilanz ist also wichtiger als der Mensch!"
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