KBV - Kassenärztliche Bundesvereinigung
Richter-Reichhelm beim Sonder-Ärztetag
"Selbstverwaltung stärken, statt abbauen!"
Berlin (ots)
"Wer Qualität in der Medizin will, muss auch die notwendigen finanziellen Mittel dafür zur Verfügung stellen!" Dies erklärte heute Dr. Manfred Richter-Reichhelm, der Erste Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, auf dem außerordentlichen Deutschen Ärztetag in Berlin. Er wies darauf hin, dass die Probleme des deutschen Gesundheitswesens überwiegend aus der Einkommensschwäche der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hervorgehen. "Wir müssen die Finanzierungsbasis der GKV erweitern, um das Leistungsniveau für unsere Patienten zu erhalten und auch medizinischen Fortschritt nicht auszuschließen", forderte Richter-Reichhelm. Er verwies auf den Einbezug von Miet- und Zinseinnahmen in die Finanzierungsgrundlage sowie auf einen bundeseinheitlich festgesetzten Arbeitgeberanteil zur Krankenversicherung.
Richter-Reichhelm sprach sich dafür aus, medizinische Leitlinien aus der Praxis heraus zu entwickeln. "Im Einzelfall muss der Arzt aber von den Leitlinien abweichen können. Nur so bleibt die Therapiefreiheit zum Wohle des Patienten garantiert. Vorgaben eines staatlichen Instituts können dies sicherlich nicht, sie wären ein Schritt auf dem Weg in eine Staatsmedizin", so Richter-Reichhelm. Er verlangte, die gemeinsame Selbstverwaltung von Ärzten und Krankenkassen auf eine bessere gesetzliche Grundlage zu stellen, um normative Vorgaben auch rechtssicher umsetzen zu können: "Das wäre sinnvolles Handeln der Politik: die Selbstverwaltung zu stärken, anstatt sie abzubauen!"
Mit der Öffnung der Krankenhäuser für die ambulante, fachärztliche Versorgung, wie sie die Bundesgesundheitsministerin plane, sieht der Erste Vorsitzende der KBV den Erhalt der wohnortnahen Facharztpraxis bedroht: "Damit wird nicht nur das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient gefährdet, dieses Vorhaben führt auch zu einer staatlichen Wartelistenmedizin."
Die Patientenversorgung müsse besser strukturiert werden, indem Budgets abgeschafft und flexible Vertragsformen eingeführt werden. "Dabei muss aber eine flächendeckende, einheitliche Regelversorgung sichergestellt bleiben. Jeder Versicherte hat unabhängig von seiner Krankenkasse und seinem Wohnort das Recht auf eine umfassende und hochwertige Behandlung." Der Kassenärzte-Chef betonte, dass er zu kritisch-konstruktiven Gesprächen zur Gesundheitsreform jederzeit bereit sei: "Wir schlagen die Tür nicht zu. Jetzt muss die Politik beweisen, dass sie das auch nicht tut."
Das gesamte Statement des KBV-Vorsitzenden zum außerordentlichen Deutschen Ärztetag finden Sie zum Herunterladen im Internet unter www.kbv.de.
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